Aktuell im Newsticker:
Rom am Morgen nach der Papst-Wahl
Freitag, 09. Mai 2025, 12:35 Uhr
Als ich heute Morgen auf den Petersplatz kam, war fast alles wie gewohnt. Touristen, Wallfahrer und geführte Gruppen bewegten sich auf die Basilika zu, Journalisten brachten sich für die nächste Live-Schalte in Position. Einige Menschen hielten eine Zeitung in der Hand. Nicht irgendeine, sondern die Tageszeitung des Heiligen Stuhls, den "L'Osservatore Romano". Auf dem Titel der Sonderedition ein Bild von Papst Leo XIV., darüber der Wortlaut der Verkündigung vom Vorabend:
"Habemus Papam Robertum Franciscum Prevost qui sibi nomen imposuit (der sich den Namen gegeben hat) LEONEM XIV"
Schon gestern Abend auf dem Heimweg hatte ich die Ausgabe gesehen, heute war ich dann auch früh genug dran, um einen Freiwilligen auf dem Petersplatz ausfindig zu machen, der die kostenlosen Exemplare verteilte. Da wusste ich noch nicht, wie rar und stark nachgefragt sie waren. Nur 100.000 Stück seien gedruckt worden, sagte mir das Presseteam des Heiligen Stuhls. In einem Buchladen auf der Via della Conciliazione erzählte mir der Buchhändler, dass sein Telefon heute noch nicht stillgestanden habe. Alle fragten nach der besonderen Ausgabe und wollten sich eine zurücklegen lassen. Aber die Regeln waren streng: Von den 500 Zeitungen, die der Buchladen bekommen sollte, durfte jeder nur eine einzige mitnehmen. Und wer nicht zur rechten Zeit vor Ort war, der ging leer aus. Mein Exemplar packe ich zum Schutz in eine Klarsichthülle. Es ist eine schöne Erinnerung an die letzten Tage, ein Dokument der Zeitgeschichte.
Vielen Dank an alle Mitleserinnen und Mitleser, die ihr mich zum Konklave begleitet habt!
Tanti saluti da Roma, Christina Argilli

Ein unvergesslicher Tag geht zu Ende
Donnerstag, 08. Mai 2025, 22:54 Uhr
Ich muss ja zugeben: Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sich die Kardinäle im Konklave tatsächlich heute schon einigen würden. Auf der anderen Seite waren die letzten beiden Tage so vollgepackt und intensiv gewesen, dass mir das vierte Mal Stehen, Warten und Schauen schon beinahe gewohnt vorkam. Der weiße Rauch hat mich genau aus diesem Gedanken gerissen.
Die Menschen in meiner unmittelbaren Umgebung waren allein oder zu zweit auf den Petersplatz gekommen. Die Nachricht von der erfolgreichen Wahl machte eine Gruppe aus uns. Ein nigerianischer Theologie-Student schräg vor mir rief in den Minuten des weißen Rauchs immer wieder "Habemus Papam" und alle stimmten ein. Als der Kardinalprotodiakon Dominique Mamberti dann den Namen des neuen Papsts verkündete, kamen viele Fragen auf:
Wie war nochmal sein Name? - Robert Francis Prevost.
Und woher kommt er? - Aus den USA. - [Eine Amerikanerin:] Wir brauchen auch gute Menschen, die aus unserem Land kommen!
Und ist er eher liberal oder konservativ? - [Ein junger Katalane meldete sich hier zu Wort. Er hatte sich die Kardinäle zuvor gut angeschaut:] Er ist ein Mann der Mitte. Der perfekte Brückenbauer.
Bei unserem ersten Eindruck von Papst Leo XIV. waren wir uns einig: ein sympathischer Mann, der die richtigen Worte gefunden hat, um die Menschen auf dem Platz und an den Bildschirmen auf der ganzen Welt abzuholen. Frieden, Einheit und Akzeptanz jedes Einzelnen klingen so selbstverständlich und sind es doch nicht.
Gerne wäre ich geblieben, um mir alles anzuhören, was er zu sagen hatte. Aber ich musste zurück ins Pressezentrum und gegen die Zeit anschreiben. Die Tausenden Menschen hinter uns hatte ich dabei unterschätzt. Sie standen bis weit in die Via della Conciliazione hinein und hörten ihrem neuen Papst aufmerksam zu.
Weißer Rauch: Die Welt hat einen neuen Papst
Donnerstag, 08. Mai 2025, 18:08 Uhr
Weißer Rauch steigt aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle in den Himmel. Es gibt offiziell ein neues Oberhaupt der katholischen Kirche. Die Menschen vor dem Petersdom jubeln und klatschen, Regenbogen-Fahnen und Flaggen aller möglicher Nationen tanzen über der Menge. Was für ein magischer Moment!
Um mich herum spüre ich so viele Emotionen, dass mir selbst die Tränen kommen. Menschen liegen sich in den Armen, können ihr Glück kaum fassen, gerade im richtigen Moment an diesem Ort zu sein. Zwei Journalistinnen vom französischen Fernsehen nutzen den Augenblick und sprechen mich an: "Sie sind bewegt." Und wie ich das bin! Wer könnte davon nicht bewegt sein. Hier wird Geschichte geschrieben und wir sind mittendrin.
Die letzten zweieinhalb Wochen auf dem Petersplatz haben alles an Gefühlen geboten, von Trauer bis Euphorie. So viele Begegnungen nehme ich aus der Zeit mit, bei denen mir Menschen von ihren Hoffnungen und ihren Wünschen erzählt haben. Und von etwas so Privatem und Persönlichem wie ihrem Glauben.

Vierter und fünfter Wahlgang: Und wieder heißt es warten
Donnerstag, 08. Mai 2025, 17:40 Uhr
Es geht weiter. Der Platz hat sich mittlerweile gut gefüllt. Viele hier sind sich sicher: in den kommenden Stunden muss es passieren! Schließlich seien die letzten beiden Konklaven ebenfalls nach dem vierten (Benedikt XVI.) und fünften Wahlgang (Franziskus) zu Ende gegangen.
An welchem Punkt ihrer Tagesordnung sich die Kardinäle gerade befinden, weiß keiner. Ob sie mit dem vierten Wahlgang bereits fertig sind oder ob sich letztlich alles bis zum Einbruch der Dunkelheit verzögert wie gestern.
Die Rahmenbedingungen für einen Abschluss der Papstwahl wären heute aber auch zu perfekt.
Als sich Franziskus nach seiner Wahl 2013 zum ersten Mal als Papst der Öffentlichkeit zeigte, mussten sich die Menschen vor dem Regen schützen. Heute bewahren sie sich mit bunten Schirmen vor einem Sonnenbrand.
Wie gestern Abend scheint sich niemand mehr vom Fleck zu bewegen, sobald er einen Stehplatz gefunden hat. Es gibt kein Gedränge, alle haben Bewegungsfreiheit.
Nur wenn Polizisten zu Pferd vorbeikommen, bewegt sich die Menge. Sie sind beinahe zu schnell unterwegs, um sie mit der Kamera einzufangen. Aber ein Bild konnte ich für Euch von ihnen knipsen.

Tausende Medienvertreter*innen begleiten das Konklave
Donnerstag, 08. Mai 2025, 13:58 Uhr
Seit dem Tod von Papst Franziskus haben sich an die 6.000 Medienvertreter*innen aus rund 90 Ländern akkreditiert und begleiten nun das Konklave in Rom. Und das zusätzlich zu den 600 ständigen Medienvertreter*innen vor Ort.

Schwarzer Rauch nach dem dritten Wahlgang
Donnerstag, 08. Mai 2025, 12:00 Uhr
Dass die von der Pressestelle des Heiligen Stuhls als Orientierung angegeben Zeiten wirklich nur Richtwerte sind, zeigt sich am Mittag. Nicht erst nach 12 Uhr, sondern bereits um 11:51 Uhr kommt schwarzer Rauch aus der Sixtinischen Kapelle. Die 133 Kardinäle konnten also auch im dritten Wahlgang noch keine Mehrheit für einen neuen Papst finden.
Zweiter Wahlgang: Der Rauch scheint auszubleiben
Donnerstag, 08. Mai 2025, 11:15 Uhr
Seit einer Dreiviertelstunde starren wir wieder. Medienvertreter haben sich aufgereiht, entlang der Absperrung zum Petersplatz und auf der dahinter liegenden Piazza Papa Pio XII. Die Sonne brennt uns dabei auf den Rücken.
Waren gestern Abend auch ganze römische Familien vor Ort, sind heute überwiegend Touristen und Wallfahrtsgruppen zu sehen, die mit schweren Kreuzen einen eingezäunten Weg in der Mitte der Via della Conciliazione entlangpilgern. Der Petersdom ist übrigens weiterhin für Besucher geöffnet - bis zu dem Moment, in dem ein neuer Papst vom Konklave gewählt ist.
Schwarzer Rauch im ersten Wahlgang
Mittwoch, 07. Mai 2025, 22:07 Uhr
"Nach 19 Uhr" sollte das erste Wahlergebnis der Kardinäle aus dem Konklave als Rauch durch den Schornstein in den Himmel steigen. Also waren alle ab 19 Uhr da. Die Hochsicherheitszone direkt vor dem Petersdom war voll, die Sicherheitszone dahinter auch, und ebenso die gesamte, etwa 400 Meter lange Via della Conciliazione, die von der Piazza San Pietro wegführt.
Ich hatte einen Platz ergattert, von dem aus ich den Schornstein auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle gut sehen konnte und nette Leute um mich hatte. Da war ein sympathisches Paar mittleren Alters aus Brasilien, das mir immer wieder Fragen stellte, die ich zwar nicht ganz verstand, aber auf Italienisch zu beantworten versuchte, was auch sie nicht zu verstehen schienen. Daneben ein Tonmann, dessen Mikrofon-Puschel immer dann in mein Bild ragte, wenn ich ein Foto machen wollte, ein junger Priester aus Osteuropa, das Fernsehteam der ARD, und vier Urlauber aus Berlin, die die lange Wartezeit mit Theorien füllten, weshalb das mit dem Wahlergebnis so lang dauerte.
Warten auf den Rauch: Ein guter Moment, um sich in Geduld zu üben
In den sage und schreibe zwei Stunden Wartezeit ist erstaunlich wenig passiert. Trotz der vielen Menschen war es recht still. Wir entdeckten eine Drohne in der Nähe des Schornsteins, die geduldet zu sein schien, sahen dem Polizei-Helikopter und Möwen beim Fliegen zu und beobachteten die Sonne, wie sie zunächst noch so grell war, dass man den Kamin mit bloßem Auge nicht anschauen konnte, und dann langsam unterging und kleine Wolken rosa färbte. Keiner bewegte sich von seinem Stehplatz weg.
Mal begann jemand zu applaudieren und zu pfeifen, wie vor einem Konzert. Doch die Mehrheit blieb ruhig. Ich stellte mir vor, wie die Menge auf schwarzen Rauch reagieren würde – und wie auf die Überraschung, wenn er weiß wäre, womit heute aber wirklich niemand rechnete. Als er um 21 Uhr deutlich sichtbar und schwarz aufstieg, ging tatsächlich nur ein Raunen über den Platz. Schon wenige Minuten später hatten sich die Leute auf den Heimweg gemacht. Die Besucher-Zu- und Ausgänge aus dem Sicherheitskonzept der Einsatzkräfte scheinen den gewünschten Effekt zu erzielen.
Ich bin gespannt, zu wievielt wir uns morgen Vormittag mit Blick auf den Schornstein einfinden, und werde hier berichten. Bis dahin buonanotte aus Roma!

Die Tür ist zu, die Wahl kann beginnen!
Mittwoch, 07. Mai 2025, 17:46 Uhr
...und zum ersten Mal soll es noch gleich heute Abend - voraussichtlich zwischen 19 und 19.30 Uhr - aus dem Schornstein auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle rauchen! Spannung und eine freudige Aufregung liegen in der Luft.
Ab morgen gibt es dann bis zum Wahlentscheid jeden Tag zwei Wahlgänge am Vormittag und zwei am Nachmittag. Das bedeutet aber nicht, dass vier Mal Rauch aufsteigt. Gehen zwei Wahlen, die nacheinander stattfinden, ohne die notwendige 2/3-Mehrheit für einen der Kardinäle zu Ende, kommt erst nach dem zweiten Votum schwarzer Rauch. Das selbe Prozedere gilt für den Nachmittag.
Zu welchen Uhrzeiten kommt also der Rauch, der das Konklave beenden kann?
Weißen Rauch als Zeichen für einen erfolgreich gewählten Papst kann es nach jedem Wahlgang geben, das bedeutet in Uhrzeiten:
- nach 10.30 Uhr
- nach 12.00 Uhr
- nach 16.30 Uhr und
- nach 19.00 Uhr.
Schwarzer Rauch, der ein Weiterwählen ankündigt, kommt nur zwei Mal am Tag, also
- nach 12.00 Uhr und
- nach 19.00 Uhr.
Das Konklave ist eröffnet!
Mittwoch, 07. Mai 2025, 17:18 Uhr
Heute ist der Tag gekommen: In diesen Minuten ziehen die 133 wahlberechtigten Kardinäle in die Sixtinische Kapelle ein, um ihr 267. Oberhaupt zu wählen. Einer nach dem anderen, legen die Wahlmänner ihre Hand auf das Evangelium, das im Zentrum der Sixtinischen Kapelle auf einem goldenen Podest offenliegt, und verpflichten sich zur Geheimhaltung:
"Et ego [hier fügen die Kardinäle ihren Namen ein] spondeo, voveo ac iuro. Sic me Deus adiuvet et haec Sancta Dei Evangelia, quae manu mea tango".
Große Leinwände übertragen die Ereignisse aus der Cappella Sistina auf den Petersplatz und in die rund 400 Meter lange Via della Conciliazione. Einen Live-Stream findet ihr übrigens auf dem Nachrichtenportal des Vatikans, Vatican News.
Der Blick zurück: Vom Ostersonntag zum Konklave
Dienstag, 06. Mai 2025, 16:58 Uhr
Die Nachricht vom Tod des Papstes kam unerwartet. Noch am Morgen zuvor war ich kurz vor Beginn der Ostermesse am Petersplatz gewesen. Alles verlief ruhig, ohne das befürchtete Gedränge.
Später lief im Fernsehen die Übertragung aus San Pietro, während in der Küche unserer Verwandten das Festessen vorbereitet wurde – Lammbraten und taubenförmiger Osterkuchen. Einen Moment hielten wir inne, als Franziskus mit dem Papamobil durch die jubelnde Menge fuhr. Viele hatten in den vergangenen Monaten um seine Gesundheit gebangt. Es wirkte, als habe er sich diesen besonderen Tag im Heiligen Jahr nicht nehmen lassen wollen.
Die Nachricht verbreitet sich
Als die Todesmeldung auf meinem Handy erschien, sah ich ihn noch vor mir – im offenen Wagen, lächelnd. Zugleich dachte ich an all die Mechanismen, die nun anliefen: Rituale im Vatikan, Sicherheitsmaßnahmen, Menschenmassen.
Ich war gerade auf dem Monte Ciocci, auf einem neuen Fahrradweg, der am Petersplatz enden sollte. Fremde sprachen einander an: "Habt ihr schon vom Papst gehört?" Vor dem Gästehaus St. Martha blieben viele stehen. Der Petersplatz füllte sich zusehends. Eine spürbare Trauer legte sich über den Ort – kaum jemand konnte sich ihr entziehen.
Abschied im Petersdom
Zwei Tage später wurde Franziskus im Petersdom aufgebahrt. Menschen standen in langen Schlangen, viele mit bunten Schirmen gegen die Sonne. "Wir können immer erst Leute durchlassen, wenn im Dom Platz frei wird", erklärte ein Polizist vor der Porta Angelica.
Am Ausgang warteten Journalisten aus aller Welt, stellten Fragen in mehreren Sprachen. Viele Trauernde hatten Tränen in den Augen, wollten aber einfach nur gehen. Der Petersdom sollte bis Mitternacht geöffnet bleiben – tatsächlich war es 5.30 Uhr morgens. Um 8 Uhr hatte sich bereits wieder eine Warteschlange von mehr als einem halben Kilometer gebildet. Für mich war dieser stille, kollektive Abschied der bewegendste Moment jener Tage.
Der Blick nach vorn
Seit der Trauerfeier hat sich die Stimmung verändert. In ganz Rom sieht man Bilder des Papstes mit der Zeile: "Roma abbraccia Francesco con amore" – Rom umarmt Franziskus in Liebe. Jetzt richtet sich der Blick auf das bevorstehende Konklave. Tausende Journalist*innen sind akkreditiert – ich bin dankbar, eine von ihnen zu sein.
Ich freue mich darauf, euch in den kommenden Tagen mitzunehmen an den Ort, an dem Geschichte geschrieben wird: Kirchengeschichte und Zeitgeschichte. Diese Wahl wird zeigen, wie sich die katholische Kirche künftig positioniert – in der Welt, in der Politik, im Glauben.

Live-Berichterstattung aus Rom
Dienstag, 06. Mai 2025, 10:16 Uhr
Korrespondentin Christina Argilli ist für die Berichterstattung über das Konklave zur Wahl des neuen Papstes in Rom vor Ort und berichtet ab sofort in diesem Blog live für sonntags.
Christina Argilli ist ehemalige Redakteurin der Online-Redaktion im EPV und lebt seit Herbst 2024 mit ihrer Familie in Rom.
Service
Welche Fragen treiben euch zum Konklave um? Schreibt sie uns und wir versuchen, sie euch zu beantworten: redaktion@sonntagsblatt.de

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