Der diesjährige Preis der Leipziger Buchmesse geht an die 1962 in Würzburg geborene Autorin Iris Hanika. Sie wurde für ihr Buch "Echos Kammern" ausgezeichnet. Diese Entscheidung der Jury unter Vorsitz von Jens Bisky gab Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) in Leipzig bekannt.

Hanikas Roman "Echos Kammern" spielt in New York und in Berlin. Es geht um Themen wie Liebesleid, Gentrifizierung und Tourismus. Nach Überzeugung der Jury übt Hanika "in aller Virtuosität ihre Sprachexperimente aus" und hat eine "diebische Freude daran, dass sie das jeden Moment den Roman kosten könnte. Eben dieses riskante Schreiben zeichnet sie aus."

In der Kategorie Sachbuch/Essayistik ging die Ehrung an die 1947 geborene Ethnologin Heike Behrend für ihr Werk "Menschwerdung eines Affen. Eine Autobiografie der ethnografischen Forschung". Mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Sparte Übersetzung wurde Timea Tankó (Jahrgang 1978) ausgezeichnet. Sie hatte aus dem Ungarischen das Buch "Apropos Casanova. Das Brevier des Heiligen Orpheus" von Miklós Szentkuthy übersetzt.

Verliehen wurden die Ehrungen im Rahmen des Lesefestes "Leipzig liest extra", das als Ersatz für die pandemiebedingt erneut ausgefallene Leipziger Buchmesse bis Sonntag stattfindet. Für das Publikum gibt es dabei mehr als 400 Veranstaltungen an rund 80 Orten, davon etwa 100 mit Live-Publikum.

Iris Hanika

Echos Kammern

Zu Beginn von Iris Hanikas neuem Roman gelangen wir mit Sophonisbe, einer nicht mehr ganz jungen Dichterin, die wirklich so heißt, nach New York. So tollkühn der Roman anhebt - schon am zweiten Tag befinden wir uns auf einem Empfang bei Beyoncé -, so unnachahmlich katapultiert er uns dorthin, wo die Aufgabe des modernen Dichters liegt: eine neue, ganz andere Sprache zu finden für die Gegenwart, das Glück, das Wesentliche ... für alles.

Es geht um das Leben in den Städten (in der Mitte des Buches kehren wir nach Berlin zurück, das gerade in Gefahr steht, ebenso vom Geld plattgewalzt zu werden wie New York), es geht aber auch um einen späten Liebeswahn, der jedoch, anders als in der Jugend, nicht in den Abgrund führt, sondern nur die letzte Hürde vor der Befreiung von den Zumutungen des Triebs ist, worauf man sich den Freuden des Alters hingeben kann.

"Echos Kammern" ist ein großes Literaturvergnügen, ein Reiseroman ebenso wie ein Liebesroman, streckenweise ein Action-Roman und ein Lebensratgeber, ein Ausflug an den Beginn der Dichtkunst und ein Ausblick in ihre Zukunft.

Das Buch kann hier über den sozialen Buchhandel Buch7 bestellt werden.