Anja-Madlen Lackinger, was sehen Sie als Ihre Mission?

Anja-Madlen Lackinger: Meine Mission ist, den hierarchiefreien Austausch zu Herausforderungen der Digitalisierung und Innovation innerhalb von Verbänden zu stärken und als Neues Normal zu etablieren. In Baden-Württemberg habe ich darum für das Rote Kreuz das Digitalo-Netzwerk gegründet.

Sind Hierarchien ein überholtes Konstrukt?

Lackinger: Wir brauchen Hierarchie an unterschiedlichen Stellen, wo sie unsere Arbeit unterstützt. Bei Prozessen digitaler Transformation müssen wir jedoch anfangen, hierarchische Strukturen aufzuweichen und nicht positionsbezogen miteinander zu sprechen, sondern mit denen zusammenzuarbeiten, die jeweils die Expertise haben.

Das Bewusstsein dafür wächst, dass Entscheidungsträger*innen und Führungspersonen heute nicht mehr alles wissen können. Vor allem im Bereich Digitalisierung ist daher umso mehr Schwarmwissen gefragt.

Das ist gleichzeitig das Vorteilhafte und auch das Herausfordernde an einer Verbandsstruktur: Wir haben enormes Schwarmwissen, müssen aber noch optimieren, wie wir es für uns optimal abgreifen.

Welche bisherigen Probleme löst das Digitalo-Netzwerk?

Lackinger: Verbände sind sehr unterschiedlich aufgestellt, von wenigen Mitarbeitenden, die sich über Messenger-Dienste organisieren, bis zu über 100 Mitarbeitenden mit eigener IT-Abteilung. Sie haben verschiedene finanzielle Ressourcen und arbeiten meist unabhängig voneinander – dabei häufig jedoch zu denselben Fragestellungen.

Im Netzwerk gibt es themenbezogene Arbeitstreffen, an denen alle teilnehmen, die zum jeweiligen Thema beitragen können – ganz gleich in welcher Position sie angestellt sind. Wir wollen erreichen, dass nur einmal Gedankenarbeit geleistet wird und somit Ressourcen frei werden. Etwa, wenn man Erfahrungen miteinander teilt, bereits geknüpfte Kontakte weitervermittelt oder sich gesammelt mit Beratern zu Produkten austauscht anstatt im Alleingang.

So konnten wir bereits die unterschiedlichsten Digital-Themen gemeinsam angehen, zum Beispiel das Finden von geeigneten Dokumentenmanagementsystemen, die Modernisierung des Vertriebs des Hausnotrufs, der Digitale Postversand, um nur einige zu nennen.

Bei individuellen Fragen können die Mitglieder über unsere Netzwerk-Plattform gleichgesinnte Kolleg*innen ganz unkompliziert erreichen und sich zum Erfahrungsaustausch vernetzen.

Über das Deutsche Rote Kreuz (DRK)

Das Deutsche Rote Kreuz DRK ist mit mehr als 2,5 Millionen Mitgliedern in 19 Landesverbänden und 31 Schwesternschaften einer der größten deutschen Wohlfahrtsverbände. Zu den zentralen Aufgaben des DRK gehören Gesundheitsdienstleistungen und Beratung, Bevölkerungsschutz sowie die Bereitstellung von Kindertages- und Pflegeeinrichtungen. Auch ehrenamtliche Einrichtungen wie die Bergwacht, Wasserwacht oder Suchdienste in Krisengebieten zählen zum DRK.

Digitale Rebellinnen

Eine Plakat-Ausstellung über "Digitale Rebellinnen" entsteht auf dem Festival für die digitale Gesellschaft "re:publica" in Berlin. Das Projekt wurde aus über 1.300 Ideen ausgewählt und ist von 5. bis 7. Juni in der Arena Berlin zu sehen.

Hier geht es zur Übersicht mit allen "Digitalen Rebellinnen"

Die Ausstellung wird täglich live vor Ort ergänzt mit Porträts von Frauen aus der Tech-Branche. "Wir wollen mit unserer Plakat-Ausstellung Personen der digitalen Welt vorstellen und greifbar machen, die sich für Diversität, Empowerment, Ethik und Soziales stark machen", so Kuratorin Rieke C. Harmsen.

Live und vor Ort können die Teilnehmer*innen der re:publica ihre Vorschläge für Personen einreichen, die Teil der "Rebellinnen"-Ausstellung werden sollten. Hier kannst du deinen Vorschlag einreichen!

Ausgangspunkt der Ausstellung bildet die bereits bestehende Schau über "Rebellinnen". Diese zeigt eine Auswahl von über 20 Frauen aus der deutschen Geschichte - aus Politik, Gesellschaft, Kultur oder Wissenschaft. Diese wird ergänzt durch weitere Frauenportraits in einer digitalen Ausstellung.

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