"Für unsere Märchenschlösser wird ein Märchen wahr", jubelte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gleich nach der Entscheidung: Das Unesco-Welterbekomitee hat bei seiner Sitzung in Paris die Schlösser von König Ludwig II. von Bayern (1845-1886) zum Welterbe erklärt. Neuschwanstein, Linderhof, das Königshaus am Schachen und das Neue Schloss Herrenchiemsee spiegelten "die Fantasiewelt des bayerischen Königs wider", teilte die deutsche Unesco-Kommission mit. Ludwig II. ließ die Schlösser in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu seinem persönlichen Genuss errichten. Das Ensemble ist die 55. Welterbestätte in Deutschland und die elfte in Bayern.
"Das ist ein weltweiter Ritterschlag für Schloss Neuschwanstein, Schloss Herrenchiemsee, Schloss Linderhof und das Königshaus am Schachen", stellte Söder fest. Die Königsschlösser seien ein Besuchermagnet für Menschen aus aller Welt und Neuschwanstein "ist Bayerns Wahrzeichen schlechthin". Es verbinde große Kunst und Kultur "und auch ein bisschen Kitsch und Klischee". Söder versprach, man wolle das kulturelle Erbe bewahren und für kommende Generationen erhalten. "Deswegen investiert der Freistaat viel Geld in Erhalt und Restaurierung."
Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission Maria Böhmer, bezeichnete die Aufnahme der Schlösser in die Welterbe-Liste als "herausragende Würdigung dieser eindrucksvollen Orte". Sie seien "architektonische Meisterwerke" und zeugten von der künstlerischen Vorstellungskraft, aber auch der Exzentrik des Märchenkönigs.
Die vier Schlösser seien "den Traumwelten Ludwigs II. entsprungen", seit Samstag zählten sie nun "zum Erbe der gesamten Menschheit", sagte Böhmer: "Mein herzlicher Dank gilt allen, die sich mit großer Hingabe für diesen Erfolg eingesetzt haben!"
Die Königsschlösser sind laut der bayerischen Schlösserverwaltung bereits seit 2015 offiziell auf der deutschen Vorschlagsliste zum Unesco-Welterbe eingetragen. Sie gehörten zu den weltweit bekanntesten Bauten Deutschlands, hieß es im Antrag für den Welterbe-Titel. Die Schlösser König Ludwigs II. übten auch 150 Jahre nach ihrer Entstehung über alle Kulturgrenzen hinweg eine ungebrochene Faszination aus. Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Serap Güler, zeigte sich erfreut über die Aufnahme und lobte zugleich den hohen Denkmalpflege-Standard in Bayern.
Bayerns Heimatminister Albert Füracker (CSU) sagte, die Schlösser Ludwig II. seien nun auf einem Niveau mit weltbekannten Stätten wie Schloss Versailles, der Akropolis oder der Chinesischen Mauer. Die Entscheidung sei ein "bedeutender Moment für Bayern und unsere Kulturgeschichte". Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) sagte, die Königsschlösser Ludwig II. seien "Denkmäler von Weltklasse". Von ihnen gehe eine einzigartige Magie aus:
"Hier verschmelzen große Baukunst und atemberaubende Landschaft zu unvergleichlichen Gesamtkunstwerken". Die bayerische Ministerin für Tourismus, Michaela Kaniber (CSU) bezeichnete die Schlösser als "gelebte Träume, Spiegel einer Zeit voller Fantasie, Kunst und Sehnsucht." Sie seien nicht nur steinerne Meisterwerke.
Neuschwanstein wurde als erstes der vier Schlösser erbaut und gilt mit seinen romantischen Türmen und seiner exponierten Lage vor dramatischer Bergkulisse als Inbegriff des Märchenschlosses. In Linderhof habe Ludwig II. seine Rückzugssehnsucht mit technischen Finessen verbunden, die ihrer Zeit weit voraus gewesen seien, teilte die deutsche Unesco-Kommission weiter mit. Während das Königshaus am Schachen orientalisches Flair in die Alpen gebracht habe, sei Herrenchiemsee schließlich der Bau gewesen, mit dem sich der König einst finanziell übernommen hat.
(rha/epd)