Die evangelische Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern freut sich über die vielen Demonstrationen, die zurzeit überall im Land stattfinden. "Das ist die Botschaft, nicht nur von diesem Samstag: Eine Mehrheit der Menschen steht auf dem Boden der Demokratie und es gibt ein ganz großes Bedürfnis, das zum Ausdruck zu bringen", sagte sie vor der Kundgebung der Allianz gegen Rechtsextremismus auf dem Nürnberger Kornmarkt am Samstag, zu der laut Polizei rund 25.000 Menschen kamen. In München versammelten sich laut Polizeiangaben 200.000 Menschen auf der Theresienwiese zur Kundgebung "Demokratie braucht dich" des Vereins "München ist bunt!".
"Wir brauchen nicht die schrillen Töne, die die Grundfesten unserer Demokratie unterminieren. Das Anheizen der Diskussion arbeitet den Extremen zu", sagte Elisabeth Hann von Weyhern vor der Nürnberger Demo auf dem Kornmarkt. Aufgerufen hatte die Allianz gegen Rechtsextremismus, zu der neben zahlreichen Kommunen und Landkreisen auch zivilgesellschaftliche Organisationen gehören und deren stellvertretende Vorsitzende Hann von Weyhern ist. Menschen konnten Kartons mitbringen, die mit Botschaften wie "Würde ist kein Konjunktiv" und "Lieber bunt statt braun" beschriftet waren. Daraus wurde eine symbolische Brandmauer gegen den Rechtsextremismus gebaut.
Der Vorsitzende der Allianz gegen Rechtsextremismus, Stephan Doll, kritisierte das Abstimmungsverhalten der Union und der FDP, die kürzlich mit Stimmen der AfD einen Antrag zum Thema Asyl und Einwanderung im Bundestag durchgebracht haben. Demokratische Parteien dürften nicht weiter "den Themen der Rechtsextremen hinterherlaufen". Sie sollten im Wahlkampf besser über Themen wie bezahlbares Wohnen, Klimaschutz oder gute Bildung diskutieren. Doll dankte den Menschen vor Ort, weil sie "Teil dieser größten Demokratiebewegung der BRD sind".
In München betonte der evangelische Münchner Stadtdekan Bernhard Liess bei der Kundgebung auf der Theresienwiese: "Wir demonstrieren gegen Rechtsextremismus und Populismus, gegen Leute, die hetzen und die demokratische Grundordnung infrage stellen." Der organisierende Verein "München ist bunt!" wurde von einem breiten gesellschaftlichen Bündnis aus Jugendverbänden, Gewerkschaften, Kultureinrichtungen und Religionsgemeinschaften unterstützt.
Weil "Hass, Ausgrenzung und rechtsextreme Gruppen zu einer Gefahr für unsere Demokratie" würden, wolle man gemeinsam zeigen, dass München "für ein buntes, solidarisches und demokratisches Miteinander", stehe, so die Organisatoren. Zur Teilnahme hatten auch der Münchner Rat der Religionen und die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) aufgerufen. In einem gemeinsamen Statement im Vorfeld der Demo hatten sie erklärt, dass Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit, Rassismus und Menschenfeindlichkeit "mit unserem Glauben nicht vereinbar" seien.
Bereits am Morgen und Mittag hatten sich in Nürnberg 350 Menschen zu zwei weiteren Demonstrationen zusammengefunden. Vor der Messe forderte das Bündnis "Klimaschutz & Demokratie auch in CSU-kunft" die CSU am Rande ihres Parteitags dazu auf, nicht mit Rechtsextremen zusammenzuarbeiten. Am Ludwigsplatz demonstrierte das Nürnberger Bündnis Nazistopp gegen den Infostand der AfD zur Bundestagswahl. In München versammelten sich am Mittag knapp 100 Menschen zu einem Demonstrationszug der "Omas gegen Rechts" durch die Sonnenstraße.
Weitere Demonstrationen fanden am Samstag unter anderem in Neu-Ulm, Bayreuth, Fürth und Würzburg statt. Unter dem Hashtag "UnsereStraßeBleibtHell" sind für Sonntagabend um 18 Uhr am Nürnberger Kornmarkt und Münchner Odeonsplatz Lichterketten geplant.
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