Weil auf der in praller Sonnenhitze liegenden Gottesdienstwiese große Lücken blieben und sich die Hesselberg-Besucher in den wenigen schattigen Arealen zusammendrängten, machte Ministerpräsident Seehofer dem Landesbischof zum Auftakt ihrer Diskussion ein Angebot: "Wenn Sie wollen, spendiert Ihnen die Staatsregierung ein paar Bäumchen für die Wiese, damit in ein paar Jahrzehnten mehr Schatten ist als heute." Seehofer nannte den Hesselberg einen außergewöhnlichen Ort: "Das ist ein Stück vom Paradies, ein Ort der Besinnung, der Gemeinschaft und des Glaubens."
Der Evangelische Kirchentag auf Mittelfrankens höchstem Berg gehört zu jedem Pfingstfest dazu. Thema war ein Jesuswort aus der Bergpredigt:
"Ihr seid das Salz der Erde." (Matthäus 5, 13) Nach dem "Salz" in der Politik gefragt, sagte Seehofer: "Das steht für Beständigkeit, Dauerhaftigkeit. Es geht darum, die Balance zu finden; ist sie richtig, ist Salz würzend, und zu viel ist Gift."
Dem Vorwurf, die Kirche sei zu politisch, trat Bedford-Strohm energisch entgegen: "Wir dürfen als Kirche nicht unter uns bleiben. ›Ihr seid das Salz der Erde‹ heißt: Wir sollen würzen, aber in die Welt hinein. Die Bewahrung der Schöpfung beispielsweise, die kann uns nicht egal sein. Ein Bruder aus Tuvalu, den ich bei der Weltversammlung der Kirchen in Busan getroffen habe, hat mir gesagt: ›Meine Insel versinkt, weil ihr so weiterleben wollt wie bisher.‹"
Die neue Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski schlug in die gleiche Kerbe: Christen seien politische Menschen. "Wie fatal wäre es, würden wir uns raushalten", sagte sie und nannte die Betreuung und Erziehung von Kindern, die Pflege alter und kranker Menschen oder die Flüchtlingshilfe als Beispiele. Klare, mahnende und kritische Worte sowie Positionen seien gefragt - ohne dabei besserwisserisch zu sein.
Austausch mit den Besuchern
Vom Publikum auf die Wiedereinführung des Buß- und Bettags als gesetzlichem Feiertag angesprochen, wollte Seehofer keine Versprechungen machen. Bedford-Strohm entgegnete, man werde die Landesregierung hier "weiter nerven". Es gehe um eine grundsätzliche Weichenstellung: "Weil das ein Punkt wäre, an dem wir eine Tendenz der letzten Jahrzehnte umkehren könnten. Wir brauchen nicht noch mehr Wohlstandszuwachs, wir brauchen einen Beziehungswohlstandszuwachs."
Beliebt war auch die alljährliche Fragestunde mit dem Bischof. Dort konnte jeder Besucher seine Anliegen loswerden und bekam dazu eine Reaktion von Bedford-Strohm. Deutlich wurde hier der Unmut vieler Kirchengemeinden über zu viele Verwaltungsaufgaben und lange Wartezeiten, wenn zum Beispiel Bauanträge im Landeskirchenamt zur Genehmigung lägen. "Da sind wir vor Ort schon lange startklar, aber müssen ewig auf das Okay aus München warten", kritisierte eine Kirchenvorsteherin. Bedford-Strohm zeigte großes Verständnis für die Kritik und erklärte, dass er ihr öfter begegne. Er hoffe jedoch, dass sich die Situation mit der bevorstehenden Verwaltungsreform verbessere.