Frau Kasch, noch eine gute Woche, dann ist das Reformationsjahr vorbei. Bedauern Sie das? Oder sind Sie auch ein wenig erleichtert?

Susanne Kasch: Von beidem etwas. Einerseits war es ein unheimlich volles, bewegtes und inhaltsreiches Jahr, und es ist schade, dass es zu Ende geht. Auf der anderen Seite wird es uns gut tun, erst mal ein wenig zu verschnaufen. Danach können wir wieder neue Dinge in Angriff nehmen. Die Kirche hat ja auch noch andere Themen als Luther und die Reformation.

 

Wie fällt Ihr Fazit aus: Wie ist das Jahr im Dekanat Augsburg gelaufen?

Kasch: Meine Hoffnung am Anfang des Reformationsjahres war gerade mit Blick auf die Ökumene, dass uns dieses Jahr nicht trennt, sondern noch stärker zusammenbringt. Ich denke, das haben wir hingekriegt. Wir haben ökumenisch sehr viel zusammen gemacht. Schon die Auftaktveranstaltung am Reformationstag 2016 war ein wichtiges Zeichen.

 

Inwiefern?

Kasch: Es war das erste Mal, dass evangelische und katholische Christen in Augsburg zusammen zum Reformationsfest eingeladen und ökumenisch gefeiert haben. Wir haben dabei das Verbindende unserer Konfessionen in den Mittelpunkt gestellt – nämlich Christus. Das war für alle sehr bewegend.

 

Würden Sie sagen, das Reformationsjahr hat die Ökumene vorangebracht?

Kasch: Diesen Eindruck habe ich. Nehmen Sie die Bibelausstellung »Unser Buch«: Sie war ein Highlight des Reformationsjahres – nicht nur weil sie viele Besucher begeistert hat; es war auch ein vorbildliches ökumenisches Projekt, an dem alle christlichen Kirchen Augsburgs mitgearbeitet haben. Viele Ehrenamtliche aller christlichen Konfessionen waren daran beteiligt. Wann gibt es das schon mal?

 

Ist die Kirche, insbesondere die evangelische Kirche, in diesem Jahr in der Stadt sichtbarer geworden?

Kasch: Ich denke ja. Die Themen Luther und Reformation haben ganz viele Gruppen außerhalb der Kirche aufgegriffen: Kunst- und Kulturschaffende, Theaterleute, Wissenschaftler. Meinem Eindruck nach gab es eine breite Auseinandersetzung mit der Frage: »Was bleibt uns heute von der Reformation?«. Das war eines unserer Ziele, und ich finde: Wir haben da auch einen guten Job gemacht.

 

Was hat das Jahr den Gemeinden gebracht?

Kasch: In jedem Fall ein stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl. Wir hatten im Sommer das »Fest der Freiheit« als zentrales Reformationsfest. Am Anfang waren viele Gemeinden skeptisch, was das bringen wird. Aber es hat doch alle bewegt, und am Ende stand das Gefühl: Wir sind viele, und wir bekennen uns gemeinsam zu unserem Glauben. Da war auch sehr viel gegenseitige Wertschätzung zu spüren.

 

Im nächsten Jahr gibt es erneut ein Jubiläum. Dann jähren sich der Aufenthalt und das Verhör Luthers in Augsburg zum 500. Mal. Was planen Sie da?

Kasch: Das wird 2018 natürlich Thema sein. Aber wie groß wir das machen, ist offen. Wir lassen jetzt erst einmal das Reformationsjahr Revue passieren und sehen dann, wie viel Geld und Kraft wir noch haben. Das Jahr war anstrengend – aber auch schön und ergiebig. Ich weiß jetzt jedenfalls viel mehr über die Reformation als zuvor.

 

Reformationstag in Augsburg

GEMEINSAM feiern die evangelischen Innenstadtgemeinden in Augsburg den Reformationstag, 31. Oktober 2017. Das Programm:

10 Uhr: Festgottesdienst mit Bachkantate und Abendmahl in St. Anna
14 bis 16 Uhr: Themenführungen in den Innenstadtkirchen Barfüßer, Heilig Kreuz, St. Jakob und St. Anna, jeweils halbstündig
14 bis 16 Uhr: »So leise treten kann ich nicht« – Szenisches Theater zum Reformationsjubiläum von Sebastian Seidel vom »Sensemble Theater« in der Kirche St. Ulrich
16 Uhr: Offenes Singen zum Reformationsfest in der Kirche Heilig Kreuz
19 Uhr: Festkonzert in St. Anna, Augsburger Symphonie von Naji Hakim, Uraufführung von Martin Torps Reformations-Sinfonie

Infos zu den Reformationsfeiern in den Gemeinden des Dekanats Augsburg unter: www.augsburg-evangelisch.de/et_veranstalter

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