Mit über 40 Veranstaltungen begeht die Donaustadt nun 2017 500 Jahre Reformation. Kirche und Stadtarchiv, die Volkshochschule und andere Einrichtungen sind beteiligt. Eine Ausstellung, die vom 28. Juli bis zum Reformationstag zu sehen sein wird, thematisiert an mehreren authentischen Orten das Reformationsgeschehen. Vor allem wird im Haus der Stadtgeschichte und im Münster zu sehen sein, wie die Reformation in Ulm verlief und welche Auswirkungen sie auf die Menschen in der Stadt hatte.

So stießen die Historikerinnen Gudrun Litz und Marie-Kristin Hauke während der Vorbereitung des Reformationsjubiläums im Stadtarchiv auf einen "veritablen Schatz", wie Stadtarchivdirektor Michael Wettengel sagt: Eine bislang unbekannte Sammlung von neun Handschriften und einem Druck umfasst 14 Meistersinger-Lieder, die zur Zeit der Reformation in Wirtschaften und auf Gassen gesungen wurden. Sie geben, ausgewertet von der Tübinger Kirchenhistorikerin Susanne Schenk, einen überraschenden Einblick in die Frömmigkeit der Bürger, in ihre Hoffnung, dass die religiöse Erneuerungsbewegung sozialpolitisch positive Folgen haben und zu mehr Wohlstand durch weggefallene kirchliche Abgaben führen könnte – und in die Frustration, dass die Handwerker nun von frühkapitalistischen Kaufleuten ausgenommen würden, die sich gut evangelisch nannten.

Luther und die Juden

Mit einer am 5. März beginnenden Ausstellung "Luther und die Juden" im Ulmer Münster will sich die Kirche mit der Frage auseinandersetzen, ob Luthers Antisemitismus dem mittelalterlichen Zeitgeist folgte oder ob Luthers Haltung über den Antijudaismus seiner Zeit hinausging. Am 22. September wird die in Oxford lehrende Historikerin und Autorin Lyndal Roper, die jüngst für ihre Forschung über Martin Luther ausgezeichnet wurde, ins Ulmer EinsteinHaus kommen.
 Am 18. und 19. Mai tagen im Haus der Begegnung, das aus der kriegszerstörten Dreifaltigkeitskirche entstand – die 1617 zur hundertjährigen Wiederkehr von Luthers Thesenanschlägen gebaut worden war – international renommierte Reformationshistoriker und -historikerinnen.
 Bewusst verzichtet der Ulmer Dekan Ernst-Wilhelm Gohl am Reformationstag 2017 auf einen prominenten Redner, um die bürgerlichen Wurzeln der Reformation in Ulm und ihren pluralistischen Hintergrund zu betonen. Reformation feiern will man dann in Ulm in mehr als einem Jahrzehnt wieder: 2030, wenn sich jener Bürgerentscheid zum 500. Mal jährt, mit dem der wahlberechtigte Teil der Bürgerschaft mit großer Mehrheit die Reformation angenommen hatte.


DAS PROGRAMM des Reformationsjubiläums in Ulm wird ständig erweitert. Mehr dazu unter www.ulm.de