Am Sonntag vor der letzten bayerischen Schulwoche kommen Autofahrer in fast allen deutschen Autobahnkirchen nachmittags um 14 Uhr zu einer Andacht mit mehrsprachigem Reisesegen zusammen. In der Kirche am Autohof Geiselwind hält die beauftragte Wortgottesdienstleiterin Manuela Strohofer diese Andacht selbst, in Abstimmung mit der Akademie der Bruderhilfe in Kassel, dem Dachverband der Autobahnkirchen.

"Alle Gottesdienstbesucher", erläutert Strohofer, "erhalten kostenlos die neuen Hefte mit Gebeten und Liedern für unterwegs, das Verzeichnis der Autobahnkirchen in Deutschland" sowie nach Wahl "geweihte Christophorus-Schlüsselanhänger, Einkaufs-Chips oder Kreuze", zumindest solange der Vorrat reicht.

Autobahnkirche Geiselwind ist ökumenisch

Ökumenische Autobahnkirche Geiselwind Licht auf unserem Weg – so heißt das Gotteshaus im Erlebnispark der Strohofers vollständig. Direkte Anbindung an eine Autobahn ist die erste Bedingung für eine Autobahnkirche. Das heißt aber nicht, dass diese nur mit dem motorisierten individuellen Verkehr zu erreichen wäre. Radfahrer und Fußgänger kommen von Geiselwind aus bequem zum Autohof.

Unabhängig vom Tag der Autobahnkirchen wird jeden Sonntag ein Gottesdienst gefeiert, und zwar zur besten Pausenzeit für Fahrer, die den ganzen Tag lang auf Rädern sind: 14.30 Uhr. Die Eucharistie wechselt wöchentlich zwischen evangelisch, ökumenisch und römisch-katholisch. Mittwochs um 19 Uhr wird ein Abendgebet gesprochen.

Autobahnkirche Geiselwind ist erste private Autobahnkirche

Die Geiselwinder Autobahnkirche ist die erste privat gebaute in Deutschland. Bauherr Anton Strohofer sieht ihr Entstehen "im Zuge des permanenten Ausbaus des Autohofs zum Eventzentrum". Außer dem Bauwerk für religiöse Veranstaltungen steht hier ja auch eine große Konzerthalle. Von außen durchaus auffällig gestaltet, fällt im Innenraum große Zurückhaltung bei christlichen Symbolen auf. Die Initiatoren möchten Andersgläubigen den Besuch so fruchtbar wie möglich machen.

Das theologische Gesamtkonzept und die innenarchitektonische Gestaltung der Autobahnkirche erarbeitete Manuela Strohofer Ende der 1990er-Jahre zusammen mit den Künstlern, die die Ausstattung dann ausführten. Beteiligt waren auch Vertreter des evangelischen Dekanats Castell und des Ordinariats Bamberg.

Gut 30 Kilometer Luftlinie entfernt, an der A7-Abfahrt Gramschatzer Wald Richtung Bergtheim, liegt schon die nächste Andachtsstätte, obwohl zwischen Autobahnkirchen eigentlich ein Abstand von 80 Kilometern liegen sollte, wie es beim Dachverband heißt. Diese Richtlinie wünscht den besagten Abstand allerdings an ein und derselben Autobahn, sodass zwischen der "Ökumenischen Autobahnkirche Geiselwind Licht auf unserem Weg" und der "Kleinen Kapelle im Frankenland" keine Konkurrenz aufkommen kann.

Nähe zur "Kleinen Kapelle im Frankenland"

Hier war der Bauherr die Regensburger Autohof-Kette "24 Real Estate" bzw. die Brüder Ruscheinsky, die zum ersten Mal eine Autobahnkirche errichten ließen: Alexander Ruscheinsky als Geschäftsführer, Haymo Ruscheinsky als Architekt. 2015, 14 Jahre nach Geiselwind, wurde die Kapelle als 44. Autobahnkirche Deutschlands eingeweiht von Domkapitular Christoph Warmuth und dem damaligen Lohrer Dekan und stellvertretenden Regionalbischof Michael Wehrwein.

Das schlichte Bauwerk aus Holz und Beton soll Wärme und Geradlinigkeit, Einfachheit und Stabilität ausdrücken. In den Sichtbeton ritzte der Regensburger Maler Ralf Peinl Symbole von Tod und Auferstehung, Anfang und Ende. Ein goldenes Kreuz bildet das Zentrum der Kapelle. Die erfüllt so gerade ein Kriterium für Autobahnkirchen, nämlich dass auch eine Busgesellschaft in ihr Platz finden soll. Im Fall der 28 Gramschatzer Quadratmeter heißt das, dass neben den 18 Sitzen weitere Reisende stehen und sich die Beine vertreten können. Der Vorplatz bietet genug Fläche für größere Gottesdienste.