Bettina Hechtel, ehrenamtliche Kreisbäuerin beim Bayerischen Bauernverband, fordert weniger Voreingenommenheit gegenüber Landwirt*innen. Ein aktuelles Beispiel sei beim Thema Tierschutz die Anbindehaltung, bei der Kühe im Stall an einem festen Platz angebunden sind. "Das ist heutzutage nicht mehr Standard, aber für viele kleine und mittlere Höfe, bei denen das so ist, lohnt sich ein Umbau nicht", sagte sie im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst.
Grund dafür sei, dass die Landwirte oft schon älter seien und in absehbarer Zeit mangels Nachwuchs den Hof ohnehin aufgeben müssten. "Investitionen in Millionenhöhe sind da einfach nicht mehr drin", sagte sie. Diese Bauern würden von der Öffentlichkeit aber so unter Druck gesetzt, dass sie vollkommen ausbrennen würden: "Dabei behandeln sie ihre Tiere genauso gut und sind für sie da."
Druck der Öffentlichkeit führt zur Schließung kleinerer Betriebe
Vor allem der schlechte Ruf der Landwirtschaft führe aus der Sicht von Hechtel dazu, dass immer mehr kleine und mittlere Betriebe schließen würden, "dabei sind das genau die, die man sich wünscht". Auch der Nachwuchs komme inzwischen ins Zweifeln, da die Rahmenbedingungen schwierig seien. Körperlich sei die Arbeit zwar aufgrund der hohen Mechanisierung nicht mehr so fordernd, "aber die Seele wird bei manchen wirklich krank". Helfen würde aus Sicht von Bettina Hechtel, "wenn die Leute nicht immer denken, sie wüssten alles besser und wenn sie den Landwirten vertrauen. Sie können sich auch gerne bei uns vor Ort informieren".
Die Landwirtschaft hat einen schlechten Ruf
Auf ihrem Hof in Bertelsdorf, einem Gemeindeteil der Stadt Stein im Landkreis Fürth, empfängt sie Gruppen wie Schulklassen, um sie über die Landwirtschaft zu informieren. Sie stelle immer wieder fest, dass Menschen kaum Kenntnisse und dennoch ein negatives Bild von ihrem Beruf hätten. Vor Kurzem war eine Gruppe Pfarrerinnen und Pfarrer da. "Ich bin bei uns im Landkreis schon immer mit den Pfarrern im Gespräch", sagte Hechtel. Diejenigen, die im ländlichen Raum arbeiten, seien auch gut über ihren Beruf informiert gewesen. "Einigen war aber gar nicht klar, wie viel Bürokratie in unserer Arbeit steckt. Wir müssen alles ganz akribisch dokumentieren."
Von der Kirche wünscht sich Bettina Hechtel zwei Dinge. Einerseits könne bei Predigten zu Anlässen wie Erntedank Rücksprache mit Landwirten gehalten werden, "denn es kommt schon immer mal vor, dass Sachen gesagt werden, die einfach nicht stimmen". Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Seelsorge für bäuerliche Familien, denn Burnout und Depressionen seien inzwischen die häufigsten Berufskrankheiten.