Klaus Siegelin aus Tiefenklein im Landkreis Kronach ist Bauer durch und durch. "Bauer sein kann man nicht lernen, man bekommt es in die Wiege gelegt", sagte Siegelin bei einer Gesprächsrunde von örtlichen Bauernvertretern und Kirche. Viele junge Menschen wollten das nicht mehr machen: "365 Tage jeden Tag 24 Stunden für Tiere da zu sein ist Stress."

Deswegen ärgert sich Siegelin auch darüber, dass die Landwirte schlecht in der Presse und Öffentlichkeit wegkommen. "Landwirtschaft ist nicht so wie im Bilderbuch, wenn fünf Hühner rumrennen und drei Kühe fröhlich auf der Weide grasen." Landwirtschaft sei dafür da, Nahrung zu produzieren, und das sei nicht immer so wie im Bilderbuch.

Trotzdem würden alle Vorschriften eingehalten, damit es den Tieren gut gehe:

"Die Tiere sind unser Kapital, da muss ich doch schauen, dass sie es gut haben."

Klaus Siegelin betreibt seit Ende der 1990er-Jahre eine Sauenhaltung mit 350 Muttersauen. Er habe seine Stallungen stets nach neuesten Vorgaben ausgebaut und modernisiert und auch die Heizung auf Hackschnitzel umgestellt.

"Erzeugen Nahrungsmittel mit Herz und Blut"

Kreisobmann Erwin Schwarz kritisierte, dass Nahrungsmittel und ihre Herstellung nicht mehr respektiert würden. "Die Bevölkerung versteht nicht mehr, dass wir Nahrungsmittel erzeugen mit Herz und Blut." Und die stellvertretende Kreisbäuerin Marina Herr ergänzte, dass sie sich manchmal nicht zu sagen traue, welchen Beruf sie ausübt. Zu sehr überwiege bei ihr die Angst, "gleich wieder in die Tierquäler-Ecke gestellt zu werden".

Vorurteile prägen den Alltag in der Landwirtschaft 

Bei dem Gespräch im Stall von Klaus Siegelin wurde deutlich, dass die Landwirte sich nicht mit der Buhmann-Rolle abfinden wollen. Auch die Kronacher Dekanin Ulrike Schorn stärkte den Bauern den Rücken. Es sei ihr wichtig, auf die Landwirte zuzugehen. Sie wolle zeigen, "dass die Bauern der Kirche wichtig sind, denn wir sind gemeinsam unterwegs im Auftrag des Herrn, um die Schöpfung in guter Weise zu nutzen, aber auch in verantwortlicher Weise mit ihr umzugehen".

Die Dekanin strebe einen gemeinsamen Weg an, um zu zeigen, dass Kirche die Probleme der Landwirte erkenne und helfend zur Seite stehe. Zum Beispiel mit den Dorfhelferinnen, die auf dem Hesselberg ausgebildet würden: "Das sind junge Frauen, die bei Notsituationen in landwirtschaftliche Betriebe gehen." Gerade auf dem Land solle die Kirche Anstöße geben für ein fruchtbares Miteinander, so Schorn.