Beim Wort "Krieg" denkt man meist an Syrien, Afghanistan oder den Irak. Doch spielt Krieg wirklich nur in anderen Ländern eine Rolle? Allein in der Nachbarschaft kann es Feindseligkeiten geben, innerhalb der Familie kann es zu Reibereien kommen, aber auch der Konflikt in einem selbst kann existieren. Die Themen "Krieg und Frieden" sind doch näher als gedacht.

Und genau damit hatten sich Jugendliche am Ortenburg Gymnasium Oberviechtach (OGO) im Landkreis Schwandorf auseinandergesetzt. Etwa 30 deutsche und tschechische Schüler und Schülerinnen haben zusammen mit der Künstlerin Miriam Maria Ferstl und OGO-Kunstlehrer Jan Patocka Friedenstauben gebastelt. Zu bestaunen sind diese in der Kunstausstellung "Ahoj 18 – Kunst für den Frieden", die am 14. September im Rahmen des Kunstherbsts – das Kulturfestival im Schwarzachtal – im Burghof in Neunburg vorm Wald eröffnet wird.

Friede und Aussöhnung im Fokus

Die Ausstellung basiert auf der Idee, neue Blickwinkel und Perspektiven aus Kirchenräumen und Synagogen im bayerisch-böhmischen Raum aufzuzeigen sowie kreative Beiträge zu Frieden und Aussöhnung in den Fokus zu rücken. Die Kunstwerke werden an die Westfassade der Pfarrkirche St. Josef projiziert, musikalisch untermalt vom Leipziger Berufsmusiker Tassilo Männer (Gitarre) mit familiären Wurzeln im Raum Neunburg.

Für die aus Seebarn stammende Kunstfotografin Miriam Maria Ferstl, die mit ihrem "Divine Light"-Projekt 2016/17 inzwischen auch internationale Anerkennung gefunden hat, spielt Frieden zwischen Religionen, Nationen und Regionen eine große Rolle in ihrer Kunst. "Ich zitiere immer wieder gerne einen kroatischen Fischer, den ich auf einer meiner Reisen kennengelernt habe: ›Look at my five fingers, everyone is different!‹ Es ist eine – wie ich finde – einfache Weisheit, aber sie ist sehr tiefsinnig. Es ist eine Hand, alles sind Finger, aber alle sind unterschiedlich und alle werden gebraucht! So sehe ich das auch in unserer Gesellschaft. Jeder Mensch ist individuell, hat eine andere Herkunft, aber im großen Ganzen hat jeder seine Aufgabe sowie Berechtigung, in dieser Gesellschaft zu leben."

Ein tschechischer Austauschschüler schreibt auf, was er zu mehr Frieden in der Welt beitragen kann.
Ein tschechischer Austauschschüler schreibt auf, was er zu mehr Frieden in der Welt beitragen kann.

Zusammen mit dem Kunstverein "Unverdorben" in Neunburg vorm Wald, der den Kunstherbst im September auf die Beine stellt, kam Miriam Maria Ferstl schließlich auf die Idee, ein Kunstprojekt zu starten. Dass dieses am Ortenburg Gymnasium stattfinden wird, war für sie klar. Die Kunstfotografin hat 2006 dort Abitur gemacht. Und nachdem es seit Jahren an der Schule einen Schüleraustausch mit einer Prager Schule gibt, wollte die 31-Jährige die Friedenstauben mit deutschen Schülern, aber auch tschechischen Austauschschülern basteln.

Zunächst wurden etwa 30 Zentimeter große Pappmaschee-Tauben hergestellt. Im Anschluss haben die Jugendlichen diese mit Draht umwickelt. Im nächsten Schritt wurde die Pappmaschee-Taube ausgebrannt, sodass am Ende nur ein Draht-Gestell in Form einer Taube übriggeblieben ist. Doch das war noch nicht alles: Jeder Jugendliche sollte auf einen Zettel aufschreiben, was er oder sie zu mehr Frieden in der Welt beitragen kann. So steht auf einigen Papierzettelchen: "Ich versuche zu jedem freundlich zu sein und habe keine Vorurteile", "Den Frieden in mir habe ich schon gefunden, nun möchte ich Bäume pflanzen und neue Freunde finden", "Weil ich meditiere, habe ich schon den inneren Frieden gefunden. Nun kann ich meine Ausgeglichenheit weitertragen", "Allein ein ›Gesundheit‹ im Bus, wenn jemand niest, kann ein kleiner Beitrag zu mehr Frieden sein", "Ich achte zuerst auf meine eigenen Fehler, bevor ich andere verurteile".

Beim Neunburger Kunstherbst sind die kleinen Draht-Friedenstauben zu sehen. Die Vernissage im Burghof findet am 14. September um 19.30 Uhr statt.