In seiner Predigt in der Stadtkirche St. Andreas betonte der bayerische Diakoniepräsident Michael Bammessel (Nürnberg) die Basisnähe des Hilfswerks, das bevorzugt auf die unmittelbare Zusammenarbeit mit Menschen und Organisationen vor Ort setze. "Das bedeutet: Hinhören, was die Menschen wirklich brauchen und wollen."

Mit diesem bodenständigen und friedensstiftenden Ansatz stehe "Brot für die Welt" in Kontrast zu manchen "großspurigen und besserwisserischen" Projekten der Entwicklungshilfe, die viel zu leicht an den Realitäten vorbeigingen, sagte Bammessel. Statt beispielsweise einen "Superstaudamm", der enorme Folgen für Bevölkerung und Umwelt bringe, fördere das evangelische Hilfswerk "die Solarzelle auf der Hütte, den holzsparenden Herd in der Küche oder die ortsnahe Wasserpumpe".

Mit Blick auf das Motto der diesjährigen Aktion "Satt ist nicht genug" beklagte die Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner eine "diabolische Spirale" in der westlichen Handelspolitik: Die mitteleuropäische Konsumgesellschaft lasse gerade in Afrika und Südamerika Großkonzerne entstehen, die die gewachsene Landwirtschaft zerstörten. "Wir importieren Soja und Avocados, rote Rosen und Tabak, doch exportieren dabei Abhängigkeit und die Zerstörung kleinbäuerlicher, selbstständiger landwirtschaftlicher Infrastruktur."

Die Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner und der bayerische Diakoniepräsident Michael Bammessel bei der bayerischen Eröffnung der Spendenaktion »Brot für die Welt« am 27. November 2016 im oberfränkischen Selb.
Werben gemeinsam für die Spendenaktion: Regionalbischöfin Dorothea Greiner und Diakoniepräsident Michael Bammessel.

Nachdrücklich warb Greiner für den Kauf fair gehandelter Produkte, um damit die Landbevölkerung angemessen am Gewinn zu beteiligen und zugleich die Schöpfung zu bewahren. Indem "Brot für die Welt" den Welthunger bekämpfe, Bildung und Infrastrukturen für den einfachen Landbewohner fördere, verhindere die Hilfsorganisation auch das Entstehen von neuen Flüchtlingsströmen.

Dekan Volker Pröbstl hob die mehr als vierzigjährige Verbundenheit des Dekanats Selb mit "Brot für die Welt" hervor. Sie stehe "in unserer Region mittendrin im Gemeindeleben". Konfirmanden stellten ein Projekt vor, das unterstützt wird und von der Selber Stadtkirchengemeinde ausgewählt wurde. Capa in Brasilien fördert gesunde Ernährung durch die Stärkung regionaler, biologischer Produktion bäuerlicher Betriebe. Das Projekt wurde 1978 gestartet, mittlerweile kam der brasilianische Staat zu Hilfe und 17.000 Bauernfamilien profitieren davon.

Beim anschließenden Empfang im Lutherheim betonten der Vizepräsident der Regierung von Oberfranken, Thomas Engel, Landrat Karl Döhler, Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch, Pfarrer Hans Zeller von Mission EineWelt und EKD-Synodaler Peter Seißer die Notwendigkeit der Aktion. Zeller sprach von einer anderen Vision für das Leben. "Es geht nicht ums Sattwerden, es geht um einen Lebensstil und missionarisch zu sein mit dem, was man hat."

Das gemeinsame Mittagessen, eine brasilianische Feijoada, rundete die Auftaktveranstaltung der diesjährigen Aktion ab. Abschließend lobte Thomas Engel den "sehr guten Anfang in Selb." Es sei ein guter Ort mit freundlichen Gastgebern. Noch bis Januar begleiten zahlreiche Veranstaltungen in Selb und Umgebung die aktuelle Spendenaktion.

Die 58. Aktion "Brot für die Welt" thematisiert die unzureichende Ernährung in den armen Ländern. Wie das Diakonische Werk dazu mitteilte, leiden weltweit mehr als zwei Milliarden Menschen unter Mangelernährung. Vor allem Kinder seien in ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung massiv beeinträchtigt.

 

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