Am Naturgelände Kappelbuck stehen eine Unmenge an Obstbäumen – und ein 97 Jahre altes Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Eine Linde pflanzte die Gemeinde damals für jeden gefallenen Soldaten, 25 Bäume stehen heute noch in einer Allee. Vor zehn Jahren bezog ein Klassenzimmer im Grünen das Kriegerdenkmal mit ein. Tafeln mit Porträts erinnern an die Gefallenen und geben Informationen über den Ersten Weltkrieg.

Diese Station ist nun eine von über 25 auf dem einen Kilometer langen Friedensweg, die daneben auch über Pflanzen, Geologie und Imkerei unterrichten. Ein idealer Ort für kleine und große Entdecker. Es gibt auch einen Gottesdienstplatz mit herrlichem Blick in die Landschaft. Die Gemeinde Ehingen plant, in diesem Jahr das Kriegerdenkmal zu renovieren. Deswegen kam der Verein GenussErlebnis Kappelbuck auf die Idee, den Friedensweg mit weiteren Stelen anzulegen.

Friendsweg erinnert an Ersten Weltkrieg

Vor ein paar Jahren entdeckte Lilli Engelhard, erste Vorsitzende des Vereins mit rund 75 Mitgliedern, das Kriegstagebuch ihres Großvaters Heinrich Engelhard. Er kämpfte während des Ersten Weltkriegs im Elsass. Der Schuss eines französischen Soldaten traf den Hülsenkopf seines Gewehrs. Engelhard war gerade auf dem Weg zu seinem Feldwebel, um von seiner kaputten Waffe zu berichten, als ihn ein zweiter Schuss ins Bein traf. Die Kugel trat in der Innenseite des linken Oberschenkels aus und blieb im rechten Oberschenkel stecken.

"Mein Opa steht für die 20 Millionen Verwundeten des Ersten Weltkriegs, die keine Lobby haben. Nirgendwo wird an deren Schicksal erinnert, obwohl sie oft ihr ganzes Leben lang unter den Folgen zu leiden hatten", sagt Lilly Engelhard. "Wir haben das als Kinder bei meinem Opa immer mitbekommen. Wenn er die Wunde gedrückt hat, ist immer Eiter rausgelaufen." Die Todesursache sei letztendlich auch die alte Kriegsverletzung gewesen, stellt die Vereinsvorsitzende fest. Denn erneut habe sich die Stelle entzündet: "Das hat der Organismus meines Opas mit 92 Jahren nicht mehr verkraftet." Er starb 1984. Aus seinem Grabstein entstanden zwei Stelen. Die tragen jetzt Zitate von Dalai Lama und Augustinus.

Friedensweg soll zum Nachdenken anregen

Viele Besucher sind auf dem Gelände des Kappelbucks unterwegs – darunter auch französische Gruppen. Anfangs schwierige Momente für Lilli Engelhard. "Ich habe zu ihnen gesagt: Wir können nur versuchen, Freundschaft und Kontakte zu halten, Verbindungen zueinander aufzubauen. Denn wen man persönlich kennt, auf den schießt man vielleicht nicht so leicht", erklärt die Vereinsvorsitzende. "Ich hoffe, wir bringen den einen oder anderen Besucher mit unserem Friedensweg zum Nachdenken. Damit sich ein Weltkrieg nie mehr wiederholt."

2.000 Euro haben die Stelen gekostet, das Geld steuerte der Förderverein bei: unter anderem aus dem Verkauf von selbstgebackenem Brot, das Lilly Engelhard für Führungen bäckt. Eröffnet wird der Friedensweg am 6. Mai um 14 Uhr nach einem Zehn-Uhr-Gottesdienst. 

 

Wie komme ich zum Friedensweg?

Der Kappelbuck liegt in der Gemeinde Ehingen, Ortsteil Beyerberg, nordöstlich des Orts an der Straße nach Königshofen, 300 Meter nach dem Ortsausgang an der linken Seite, Parkplätze sind vorhanden. Kontakt für Veranstaltungen: Lilly Engelhard, Klarhof 1, 91725 Ehingen, (0 98 36) 97 02 00, info@kappelbuck.de; für umweltpädagogische und Kräuterführungen: Hannelore Gebhardt, Am Binsenbuck 10, 91740 Röckingen, (0 98 32) 6 58 16. www.kappelbuck.de