Für den kleinen Laienchor aus Bayreuth ist es einer seiner bisher größten Auftritte, wenngleich der Zamirchor bereits mehrfach in Israel, 2010 sogar vor der UN-Vollversammlung in New York, aber auch immer wieder in der Region aufgetreten ist. Zuletzt gastierte der Klangkörper im Sommer 2015 zum 50. Jahrestag des Freundschaftsabkommens zwischen Israel und Deutschland in der Hofer Freiheitshalle.

In Genf werden diesmal der Misgav Hagalil Choir aus Israel, die knapp 70 Musiker des Deutschen Radio Orchesters, die beiden Solisten Joanna Sachryn (Cello) und Walter Schreiber (Geige) sowie der bekannte israelische Komponist, Dirigent und Pianist Isaak Tavior dabei sein. Auf dem Programm stehen neben einigen höchst anspruchsvollen zeitgenössischen Kompositionen Taviors auch Werke von Giuseppe Verdi und das berühmte Thema aus dem Film "Schindlers Liste" von John Williams. Neben dem bisherigen UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, der zum Jahresende 2016 aus seinem Amt scheidet, sollen bei der Gedenkstunde ein Holocaust-Überlebender sowie der israelische und der deutsche Botschafter sprechen.

Bundesaußenminister als Schirmherr

"Ich kann nicht anders", antwortet Barbara Baier auf die Frage, was sie antreibt. In ihrer Bayreuther Wohnung laufen alle Fäden zusammen. Hier entstand das Programm, hier werden die Bustransfers organisiert, Probenpläne terminiert, und hier wird die Finanzierung geklärt. Die Sopranistin, Gesangslehrerin und Gründerin des Zamirchors hat dabei nicht lockergelassen und rund 100.000 Euro zusammengetrommelt.

"Das Ganze ist ja kein Selbstläufer", sagt die Leiterin und ist froh, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier als Schirmherrn gewonnen zu haben. Eingefädelt habe das der Präsident des Fränkischen Sängerbunds Peter Jacoby. Einer der größten Mitfinanziers ist demnach auch das Auswärtige Amt mit rund 10.000 Euro. Sponsoren werden freilich noch immer gesucht, allein der Eigenanteil des Zamirchors liegt derzeit bei knapp 8000 Euro. Das bedeutet auch, dass jedes Chormitglied 350 Euro aus der eigenen Tasche für Fahrt und Unterkunft berappen muss.

Trotzdem seien alle mit Feuereifer dabei, sagt Barbara Baier. Die rund 30 Chormitglieder im Alter zwischen 15 und 80 Jahren sehen ihr Engagement auch als Beitrag zum Frieden. Der Holocaust werde mittlerweile von anderen Themen überlagert. "Man hat es einfach nicht mehr so auf dem Schirm", sagt Barbara Baier. Doch Antisemitismus gebe es immer noch, und den könne man genauso auf den Umgang mit Flüchtlingen hierzulande übertragen.

Musik und Völkerverständigung

Der Zamirchor engagiert sich seit seiner Gründung 2006 für die israelisch-deutsche Beziehung. "In der jahrelangen Zusammenarbeit mit unseren Freundschaftschören aus Israel haben wir realisiert, dass der ständige Kontakt außerordentlich wichtig ist und dass es ein ganz großes Bedürfnis nach Austausch gibt. Bei uns geht es um Musik und um Völkerverständigung", sagt Barbara Baier, die bereits an vielen Bühnen in Deutschland feste Engagements hatte. Sie sucht auch immer wieder neue Mitstreiter für den Chor, der wie alle derartigen Zusammenschlüsse einer ständigen Fluktuation unterworfen ist.

Mittlerweile ist der Zamirchor als Verein organisiert, seine Mitglieder sind Hausfrauen, Schüler und Studenten genauso wie Krankenschwestern, Lehrer oder Schauspieler. Geprobt wird mindestens einmal pro Woche in der eigenen Zamirhalle, einer kleinen ehemaligen Fabrikhalle in Bayreuth, die von den Mitgliedern in liebevoller Kleinarbeit zum Veranstaltungsort umfunktioniert und ausgestattet wurde.

Nach dem Genfer Auftritt sind weitere Konzerte im neuen Kulturzentrum im schweizerischen Lugano sowie im französischen Faverges bei Annecy geplant. In der Bayreuther Zamirhalle gibt der Chor ein A-cappella-Konzert am 21. Januar; dort ist noch heuer am 9. November ein weiteres Chorkonzert der Erinnerung an die Reichsprogromnacht von 1938 geplant.