Fast jeder zehnte Geilsheimer spielt mit! Denn 52 Mitglieder hat der Chor, dabei leben im Ort nur 540 Menschen. Eine sehr gute Quote. Aber auch absolut zählt der Geilsheimer Posaunenchor zu einem der größten in Bayern.

Immer Donnerstagabend um kurz vor 20 Uhr herrscht im Gemeindehaus Hektik. Die Mitglieder des Posaunenchors trudeln ein, durch die großen Scheiben im ersten Stock haben die Bläser einen guten Blick auf sämtliche Straßen des Orts und halten Ausschau nach den letzten vermissten Mitgliedern, die heraneilen. Nach einer Begrüßung durch Chorleiter Uli Kreutzer geht es auch schon los mit dem Anblasen.

Posaunenchöre erreichen die Menschen

Im Saal vor einem Fenster hängt ein Schild, darauf steht in bunten Buchstaben: "Bester Chorleiter". Heiligabend spielt der Posaunenchor jedes Jahr in einem Seniorenheim in Wassertrüdingen. "Da war eine ältere Dame, die kannten wir schon aus den Vorjahren. Wir waren schon fertig mit dem Spielen und gerade am Zusammenpacken", erzählt Uli Kreutzer am Rande der rund einstündigen Chorprobe. "Sie kam auf mich zu und fragte, ob wir nicht dieses oder jenes Weihnachtslied kennen, weil sie die Lieder in einem Chor in Nürnberg immer gesungen habe. Sie stellte sich dann in die Saalmitte und hat mitgesungen wie ein Star." Das sind echte Glücksmomente für Uli Kreutzer und seine Bläser.

1974 gab es einen Jungbläserlehrgang. Weil viele seiner Freunde mitgemacht haben, war auch Uli Kreutzer dabei. Als Zwölfjähriger begann er damals mit der Trompete. Seit 25 Jahren leitet er den Chor. Er kam zu der Aufgabe, wie es so oft abläuft: Kein anderer wollte es machen, verrät er. "Ein Pfarrer hat mal gesagt, wo er mit Worten nicht hinkommt, da erreichen Posaunenchöre die Menschen", so Kreutzer.

Im Gemeindehaus sitzen während der Probe ganz selbstverständlich 75-Jährige neben 14-Jährigen. Besonders die vielen jungen Leute fallen auf. Für einen Posaunenchor doch eher ungewöhnlich.

Auf Jugendliche zugehen

"Viele Kollegen fragen mich, wie mir das gelingt. Es ist aber ganz einfach: Wir haben nie die Jungbläserausbildung abreißen lassen", erklärt der Chorleiter. "Die Jungen tragen es weiter zu den anderen Jungen. Es heißt nicht: Im Posaunenchor zu spielen ist langweilig oder uncool, sondern: Da möchte ich auch mitmachen."

Auch sei es wichtig, auf die Jugendlichen zuzugehen, ein offenes Ohr zu haben und auch moderne Stücke zu spielen.

Helmut Meyer hat 1956 mit dem Musizieren begonnen. Zuerst mit dem Tenorhorn. 1976 wechselte er dann zur Tuba. Der 77-Jährige ist das älteste Chormitglied. "Der Posaunenchor ist sozusagen mein Leben, er gehört einfach dazu", erklärt der Rentner. "Ich möchte auf jeden Fall so lange weitermachen, wie es gesundheitlich geht. Denn ohne Posaunenchor fehlt mir einfach etwas."

Nach der Probe lächeln alle

Carmen Fackler ist seit fünf Jahren im Vorstand. Mit 14 Jahren begann sie auf dem Flügelhorn – ganz wie ihr Opa. Für sie also eine emotionale Sache, wie sie erklärt. Uli Kreutzer habe als Chorleiter das Talent, Jung und Alt unter einem Dach zusammenzubringen und den Posaunenchor moderner zu machen. Er verbreite gute Laune, und die Bläser seien mit Spaß dabei.

"Jeder geht mit einem Lächeln raus, wenn er die Übungsstunde verlässt", erzählt die Flügelhorn-Bläserin. Im Herbst 2018 bekam Uli Kreutzer das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste im Ehrenamt. Wenn die Harmonie im Chor mal nicht gut ist, dann ist Uli Kreutzer am Zug. Unter Frauen, Männern, Jungen und Alten sei es normal, dass es auch mal Spannungen gebe, stellt der Chorleiter fest. Die größte Aufgabe sei es, diese aus dem Chor herauszuhalten: "Einmal hat es zwischen zwei Mitgliedern ein wenig geknistert. Da war die Harmonie in der Mannschaft nicht da und auch beim Musizieren nicht. Wir haben 'Lobet den Herrn' gespielt, und es war einfach nicht schön", erinnert sich Uli Kreutzer.

40 bis 50 Auftritte hat der Posaunenchor Geilsheim im Jahr. Das Repertoire reicht von klassischer Bläser- über Filmmusik und Evergreens bis hin zu Märschen. Im kommenden Jahr steht der 100. Geburtstag an.