Zum 450. Geburtstag von Johannes Kepler wird auch in Regensburg bei Veranstaltungen an den berühmten Astronomen, Physiker und Mathematiker erinnert. Auch die evangelische Kirche beteiligt sich daran. Zur Zeit Keplers aber hat man von dieser Seite wenig getan, um das Andenken des hochgelehrten Wissenschaftlers zu bewahren. Man wollte ihn eher in Vergessenheit geraten lassen, sagt Christine Gottfriedsen, Leiterin des evangelischen Kirchenarchivs in Regensburg.

Reservierte Haltung des evangelischen Regensburgs gegenüber Kepler

Zu Zeiten Keplers führte der Prediger Christoph Sigmund Donauer die Chronik. Wiederholt berichtet dieser dabei von seinem Beistand für Menschen am Lebensende und von Beisetzungen wichtiger Persönlichkeiten. Mit keinem Wort aber habe er den Tod des wohl bedeutendsten Wissenschaftlers seiner Zeit erwähnt, erläutert Gottfriedsen - obwohl Donauer an Keplers Sterbebett in Regensburg war und auch die Leichenpredigt gehalten habe.

Beim Tod Keplers war Donauer 37 Jahre alt. Zu dieser Zeit sei er auch keineswegs der Senior des geistlichen Ministeriums gewesen. Erst der spätere Historiker und Archivar Gumpelzhaimer machte vor etwa 250 Jahren aus Donauer einen Superintendenten, was er aber erst 20 Jahre später wurde. Diese nachträgliche Aufwertung Keplers sei ein Indiz für "die sehr reservierte Haltung" des evangelischen Regensburgs gegenüber Kepler, so die Einschätzung der promovierten Historikerin.

Zwar habe auch der damalige Superintendent Salomon Lenz den Astronomen Kepler am Krankenbett besucht und in seinem Amtstagebuch den Tod des "Hochgelehrten Mathematicus Keplerus" notiert. Weiter schrieb er jedoch: Dieser Mann war "in dubitatione" - im Zweifel mit der Religion; so sei er auch gestorben.

Kepler war trotzdem "bewusst evangelisch" 

Kepler studierte in seiner württembergischen Heimat Theologie mit dem Ziel, Geistlicher zu werden, beschäftigte sich aber auch intensiv mit der Mathematik. Um eine Predigerstelle zu bekommen, hätte er die Konkordienformel von 1577 unterschreiben müssen. Unter anderem war darin festgelegt, dass "im Abendmahl wahrhaftig Leib und Blut Christi" mit Brot und Wein ausgeteilt würden. Kepler weigerte sich, diese zu unterschreiben.

"Den lutherisch-orthodoxen Regensburger Geistlichen ist der in Glaubensfragen tolerante Kepler suspekt gewesen", sagt Gottfriedsen. Er habe nicht in das Bild eines frommen evangelischen Mannes gepasst. Von kirchlicher Seite stand man ja auch Keplers Vorstellung, dass sich die Planeten um die Sonne bewegen, kritisch gegenüber.

Trotzdem betont Gottfriedsen, dass Kepler "bewusst evangelisch" gewesen sei, auch wenn er die Festlegung auf Lehrsätze abgelehnt habe. Auch seine naturwissenschaftliche Forschung habe bewusst dem Ruhm Gottes dienen sollen. "Die Natur war für ihn neben der Bibel eine Offenbarung Gottes, aus der man über ihn etwas erfahren kann", sagt die Historikerin.

Auf dem Sterbebett Bekenntnis zu Christus

Ob er auf dem Sterbebett das Abendmahl erhielt, bezweifelt die Historikerin. Doch am Ende soll Kepler auf die Frage, wodurch er selig zu werden hoffe, gesagt haben: "Einzig durch das Verdienst unseres Erlösers Jesus Christus." Eine christliche Beerdigung konnte man dem berühmtesten Wissenschaftler der Zeit wohl nicht verweigern. Er wurde er auf dem St. Petersfriedhof beerdigt, gelegen auf dem heutigen Kepler-Areal, das nach ihm benannt wurde. Es wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört.

Johannes Kepler wurde am 27. Dezember 1571 in Weil der Stadt geboren. Er starb bei einem kurzen Besuch in Regensburg am 15. November 1630. Sein Sterbehaus in der Keplerstraße ist bis heute erhalten, wird laut Angaben der Stadt aber zurzeit umfassend renoviert. Eine Neukonzeption der Ausstellung ist in Arbeit.