Nachdem die Sankt-Martins-Umzüge wegen der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr ausfallen mussten, können heuer die Kinder wieder mit ihren Laternen durch die Straßen ziehen. Viele Menschen seien inzwischen vollständig gegen Corona geimpft - von daher könnten Familien und Kitas wieder Laternenumzüge am Martinstag (11. November) veranstalten, teilte Familienministerin Carolina Trautner (CSU) mit.

Für Trautner offenbar ein besonderes Anliegen, denn: "Unsere Kindertageseinrichtungen und Familien waren besonders stark von den erforderlichen Einschränkungen während der Hochphase der Pandemie betroffen." Kitas waren im vergangenen Jahr coronabedingt monatelang geschlossen, außerdem ist das Kita-Leben seit Pandemiebeginn im Frühjahr 2020 von Einschränkungen betroffen.

Da am Sankt-Martins-Tag traditionell die Laternenumzüge im Mittelpunkt stehen und diese im Freien stattfinden, können Martinsfeste auch mit verhältnismäßig wenigen Einschränkungen durchgeführt werden, heißt es aus dem Familienministerium. Selbstverständlich werde - auch hinsichtlich steigender Coronazahlen - weiterhin empfohlen, die allgemein gültigen Hygienemaßnahmen einzuhalten.

Was ist der Martinstag und warum feiern wir ihn?

Der Martinstag erinnert an den im November 397 gestorbenen Bischof Martin von Tours, der Kranke geheilt haben soll und als Wohltäter gilt. Am 11. November jeden Jahres laden Gemeinden, Kindergärten und Schulen zum "Laternegehen" oder der katholischen Tradition folgend zum Sankt-Martinsumzug ein. In diesem Jahr sind dem katholischen Kindermissionswerk "Die Sternsinger" zufolge Martinszüge unter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen mancherorts möglich, anderenorts finden sie allerdings gar nicht statt.

Bei den Laternen-Umzügen werden Lieder wie "Martin ist ein guter Mann, zündet ihm die Lichter an" oder der Klassiker "Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne" gesungen. Der Legende nach teilte der heilige Martin - der wohl um das Jahr 316 in der Region des heutigen Ungarns geboren wurde - als junger römischer Soldat seinen Mantel mit einem frierenden Bettler. In der folgenden Nacht erschien ihm Jesus Christus im Traum. Jesus trug darin das Mantelstück, das Martin dem Bettler gegeben hatte. Martin ließ sich daraufhin christlich taufen und wurde Geistlicher.

Die Lichterumzüge sind auch das Relikt alter spätherbstlicher Feuer- und Lichtbräuche. Der Martinstag war während vergangener Jahrhunderte besonders auf dem Land von Bedeutung: Die Ernte war eingebracht, der Wein gekeltert und die Knechte und Mägde bekamen ihren Lohn.

Am Martinstag wurde zudem das Wirtschaftsjahr abgeschlossen. Das bedeutete aber auch, dass Pacht und Zinsen fällig waren. Diese Abgaben wurden von den Bauern zum Teil in Naturalien bezahlt, auch in Gänsen. Daher rührt der Name Martinsgans. Die Martinsgans erinnert auch an eine Legende aus der Volksfrömmigkeit: Danach hatte sich Martin in einem Gänsestall versteckt, um seiner Wahl als Bischof von Tours (Frankreich) zu entgehen. Die schnatternden Tiere sollen ihn jedoch verraten haben.