Bei der Aktion "Fastenstrumpf" der Dankeskirche Milbertshofen bekommen Socken, deren Zwilling im Waschmaschinen-Universum verschollen ist, eine neue Aufgabe. Gemeindeglieder sind eingeladen, sich anhand eines speziellen Fastenkalenders daran zu erinnern, dass es ihnen gut geht.

Jeder Tag verbindet eine vermeintliche Selbstverständlichkeit mit einem Spendenaufruf, der zugleich auf jene verweist, deren Lebensumstände weniger glücklich sind: Kranke, Hungernde, Ausgebeutete, Verfolgte, Menschen mit Behinderung, Menschen ohne Obdach, ohne Familie, ohne Freunde, ohne Arbeit.

Kleingeld für den Fastenstrumpf

So heißt es in dem Kalender zum Beispiel: "Denk an alle, die kein fließendes Wasser haben – spende 20 Cent für jeden Wasserhahn im Haushalt." Oder auch: "Denk daran, dass unfairer Handel Armut verursacht – spende 10 Cent für jede Tasse Kaffee oder Tee, die du heute trinkst."

Zählen und Rechnen ist also angesagt, denn der Spendenbetrag ergibt sich aus dem persönlichen Besitz oder dem eigenen Konsum. Die Münzen landen im Fastenstrumpf. Am Ende befinden sich darin, je nach Haushalt und Lebensstil, zwischen 25 und 50 Euro – plus die Summe x für die freiwilligen Spendenbeträge an den fastenfreien Sonntagen.

Fasten mit Humor statt Zeigefinger

Die Aktion braucht wenig Vorbereitung und ist leicht in die Tat umzusetzen. "Das Schwierigste für die Teilnehmer wird sein, genügend Kleingeld aufzutreiben", sagt Elke Zimmermann, Vertrauensfrau des Kirchenvorstands Milbertshofen. "Aber Aufrunden ist selbstverständlich erlaubt." Es gehe darum, Fasten "ohne erhobenen Zeigefinger" zu ermöglichen. "Eine Prise Humor ist Teil des Konzepts. Und unser Kalender ist heiß begehrt", so die Vertrauensfrau.

Am Ostersonntag geben die Teilnehmenden dann den gefüllten Strumpf in der Kirche ab. "Wir sind gespannt, wie viele Socken uns gebracht werden", sagt Zimmermann. Die Spenden kommen der Finanzierung einer Induktionsschleife zugute. Einen kleinen Betrag vom eigenen Überfluss abzugeben, ermöglicht so auch mehr Teilhabe für manche Gemeindemitglieder: Schwerhörige können nach der technischen Erweiterung der Mikrofonanlage besser am Gottesdienst teilnehmen.

Sieben Wochen ohne Plastik

Wer hingegen beim Projekt "Sieben Wochen ohne Plastik" der evangelischen Dreifaltigkeitskirche Schongau mitmacht, bekommt jede Woche Impulse und Unterstützung bei der Frage, wie er in seinem Alltag Umweltschutz konkret praktizieren kann. Das Ziel: möglichst viel Plastik einsparen.

Eine Vertreterin der lokalen Abfallentsorgungsgesellschaft informiert über den Weg des Plastiks, zwei Bioladen-Besitzer und zwei Supermarktleiter berichten von ihren Zwängen und Wünschen, ein Film gibt Tipps zur Plastikvermeidung. Dabei geht es auch um den Austausch von Erfahrungen der Fastengemeinschaft.

"Plastik ist überall!"

"Sich gegenseitig unterstützen, sich vernetzen und Mut machen, das ist die Idee", betont Pfarrer Jost Herrmann. Sein Respekt vor der Aufgabe wachse, je mehr er sich mit dem Thema auseinandersetze. "Ich war selbst überrascht, wo sich überall Plastik versteckt", sagt der Pfarrer. "Es ist überall!"

Mit der besonderen Aktion will Herrmann herausfinden, ob Plastik-Verzicht ein praktikables "Rezept zur Rettung der Welt" ist – und zwar "ohne zu verharmlosen und ohne Dramatisierung". Natürlich wird der Initiator auch selbst teilnehmen. "Ich teile Freud und Leid mit allen, die mitmachen", sagt der Theologe. Und damit es in der Passionszeit nicht nur "sieben Wochen ohne" heißt, gibt es parallel "sieben Wochen mit": nämlich mit besonderen Konzerten, an jedem (fastenfreien) Sonntag eins.