Wer sich für Artenvielfalt einsetzt, wird hierzulande gerne ins Lächerliche gezogen, als "Hamsterfreunde oder Mopsfledermausfreunde" bezeichnet. Doch dass es dabei um unsere Lebensgrundlagen gehe, das sei noch nicht so durchgedrungen wie beim Klimawandel. Das meint der Biologe und Bundestagsabgeordnete der Grünen, Anton Hofreiter. Der Schutz der Artenvielfalt steht bei ihm schon lange auf der Agenda und so war es klar, dass auch seine Partei das von der ödp initiierte Volksbegehren unterstützt.

Es ist schon paradox: Seit einigen Jahren geht es den Bienen in der Stadt besser als auf dem Land. Keiner weiß das besser als der Nürnberger Imker Marc Schüller:


"In der Stadt ist die Artenvielfalt größer, denn hier ist das Nahrungsangebot von November bis Februar immer gegeben. Auf dem Land schaut’s da anders aus."

Der massive Einsatz von Insektenschutzmitteln, der Wegfall von Streuobstwiesen und intensive Landwirtschaft haben die Lebensräume für Bienen auf dem Land eingeschränkt, so Schüller.

 

Wer früher länger Autobahn fuhr, musste hinterher die Windschutzscheibe von toten Insekten säubern – auch von Bienen. Jetzt haben wir saubere Scheiben, aber das Bienensterben, das Insektensterben, das Verschwinden der Singvögel, weil sie keine Nahrung mehr finden...
Ein Beitrag von Roland Rosenbauer

Noch scheint alles in Ordnung, wenn man über blühende Streuobstwiesen schlendert und den Bienen lauscht, wie sie Blüte für Blüte anfliegen und dafür sorgen,  dass wir im Sommer bunte Früchte ernten. Victoria Schmidt betreibt die Online-Plattform "near Bees". Sie hat festgestellt:

"Mit den Monokulturen auf dem Land haben es Bienen schwer, Nahrung zu finden, wenn zum Beispiel die Rapsfelder nicht mehr blühen."

Die Situation ist dramatisch. Deswegen wollen die Initiatoren des Volksbegehrens das bayerische Naturschutzgesetz verbessern. Durch Umweltbelastungen und Pflanzenschutzmittel ist mehr als die Hälfte der Bienenarten bedroht. Denn es gibt ja nicht nur unsere Honigbienen, sondern auch viele Wildbienen, Tagfalter und Schmetterlinge. Und die sind mittlerweile massiv bedroht.

"75 Prozent der Fluginsekten sind verschwunden. Es gibt nur noch halb so viele Vögel in Bayern als vor 30 Jahren."

Dabei hängt das Eine mit dem Anderen zusammen.

Initiator ist die ödp. Aber mittlerweile sind es über 100 Gruppierungen und Organisationen, die das Volksbegehren unterstützen. Doch nicht alle Bayern befürworten das Volksbegehren. Weil es kleinbäuerliche Betriebe fördern will und nicht die Agrarindustrie, kommt von dort starker Gegenwind, so Rechtsanwalt Emmerich Huber, der die Initiativen in der Stadt und im Landkreis Forchheim koordiniert.

"Unsere Großlandwirtschaft ist teilweise sehr problematisch im Umgang mit Artenvielfalt und Naturerhalt."

Bei der Agrarpolitik wurden viele Fehler begangen. Auch bei der Partei der Grünen, wie der Biologe und Bundestagsabgeordnete Anton Hofreiter eingesteht. Und meint die Energiepflanzen Mais und Raps.

"Je stärker sich eine Landschaft in Richtung Monokultur entwickelt, desto schwieriger ist es, in so einer Landschaft Lebensgrundlagen zu erhalten und desto schwerer tun sich auch Bienen in so einer Landschaft."

Sollten die Unterzeichner des Volksbegehrens erfolgreich sein, dann steht eine Entscheidung der bayerischen Staatsregierung an. Entweder wird das Volksbegehren übernommen und in ein Gesetz umgewandelt, oder die bayerische Staatsregierung legt einen eigenen Gesetzesentwurf vor, über den dann die bayerische Bevölkerung in einem Wahlentscheid abstimmen kann.