Zum Auftakt des Stiftungsfrühlings in der BMW-Welt (24. und 25. März) informiert beispielsweise die Stiftung der Evangelischen Telefonseelsorge über ihre Arbeit. Gerade in städtischen Ballungsräumen gebe es viel verborgene Not und große Einsamkeit, heißt es auf einem Infoblatt: »Die Telefonseelsorge ist oftmals der geschützte Raum, in dem Menschen zum ersten Mal über ihre Probleme zu sprechen beginnen.«
Vor genau zehn Jahren, am 30. März 2007, startete die Stiftung der Evangelischen Telefonseelsorge mit einem Grundstockvermögen von 51.000 Euro. » Jetzt sind wir durch mehrere Zustiftungen bei 100.000 Euro«, sagte der Vorsitzende, Heinz-Georg Tillmann, auf epd-Anfrage. Der jährliche Zinsertrag von rund 2.000 Euro kommt den 120 Ehrenamtlichen in Form von Fortbildungen zugute. Die Arbeit der Telefonseelsorger ist zeitintensiv: 365 Tage im Jahr ist die Nummer rund um die Uhr besetzt. »Die Stiftung möchte eine nachhaltige Grundlage dafür schaffen, dass dieses Angebot auch in Zukunft auf einem hohen Standard gehalten und ausgebaut werden kann«, so Tillmann.
»Ehrensache und Herzensangelegenheit«
Knapp 400.000 Euro schwer ist die Evangelische Stiftung Hospiz mittlerweile. 2005 gegründet, unterstützt sie vor allem die Seelsorge in Hospizen und auf Palliativstationen. Das ist ganz im Sinne ihres Stifters Siegfried Schödel, der seine Lebensversicherung in Höhe von knapp 46.000 Euro als Gründungsvermögen gestiftet hat. »Er hat Vater und Mutter in Krankheit und Leiden bis zum Tod beigestanden, eine kompetente Sterbebegleitung wäre ihm dabei eine große Hilfe gewesen«, heißt es in der Satzung. Für die evangelische Kirche sei es »Ehrensache und Herzensangelegenheit«, für Sterbende und ihre Angehörige dazusein, schreibt die Schirmfrau der Stiftung, Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, in ihrem Grußwort. Deshalb finanziert die Stiftung die Aus- und Weiterbildung von ehrenamtlichen Hospizhelfern genauso, wie Autos für mobile Palliativteams oder Räume der Stille in Hospizen.
Geschäftsführer von gleich drei Stiftungen ist Diakon Dietmar Frey im Dekanat München. Dazu gehört die kleine Walter-Pürckhauer-Stiftung, die mit den Erträgen aus 30.000 Euro Stiftungsvermögen das evangelische Gemeindeleben in Trudering unterstützt. Über 590.000 Euro verfügt die Stiftung »Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau«. Zweck der Stiftung ist es, in Zeiten von Stellenkürzungen langfristig die ganze Diakonenstelle zu erhalten und allgemein die Erinnerungsarbeit zu stärken. Die größte Stiftung im Dekanat München ist aber mit einem Vermögen von 2,2 Millionen Euro. »Das Dekanat hatte damals zwei große Erbschaften aus dem Bereich der Offenen Behindertenarbeit gemacht«, erklärt Frey. Mit den Erträgen unterstütz, »Wort und Tat« den Friedhofsfahrdienst der Münchner Altenheimseelsorge, einen Stellenanteil in der ambulanten Palliativversorgung, die Gehörlosen- und die Behindertenarbeit und andere soziale Projekte der Evangelischen Dienste München.
Gegen das Elend
Doch nicht nur kirchliche Institutionen pflegen ihre Stiftungen – 120 der 255 evangelischen Stiftungen in Bayern gehen auf einzelne Stifter zurück. Ein typisches Beispiel ist die 2004 gegründete »Annette und Wolfgang Döbrich-Stiftung« zur Ausbildung von Kindern und Jugendlichen in Zentralamerika. Wolfgang Döbrich, bis zu seinem Ruhestand Lateinamerikabeauftragter der Landeskirche, erlebte bei seinen Reisen durch Mittelamerika, wie oft junge Menschen ohne Ausbildung ins Leben gehen mussten – weil den Familien das Geld für Prüfungskosten fehlte, oder weil der schnelle Verdienst auf der Straße für das Überleben der Familie notwendig war. »Auf diese Weise reproduziert sich das Elend«, schreibt Döbrich auf der Stiftungshomepage. Bis 2015 hatte seine Initiative ein Stiftungsvermögen von 330.000 Euro erreicht. Im gleichen Jahr halfen die Zinsen und zusätzliche Spenden von insgesamt 20.000 Euro 29 jungen Menschen, eine Ausbildung zu machen. Man kann sich gut vorstellen, wie zufrieden das macht.