Thomas Eyring, Holzbildhauer aus Weisbach in der Rhön, führt sein Familienunternehmen in der sechsten Generation, spezialisiert auf Holzbildhauerei, Standuhren und Drehorgeln. Traditionelle Weihnachtskrippen schnitzen nur noch wenige in Deutschland und wenn, dann mehr im Alpenraum. Dieser Tage fertigt er eine Figur auf Wunsch des Pastoralverbunds »Sankt Michael Hohe Rhön«. Deren gesamte Weihnachtskrippe stammt von den Eyrings und ihren Mitarbeitern. Alle paar Jahre wird sie um eine Gestalt erweitert. »Neben Heiligenfiguren verkaufen wir auch profane Modelle. Vor allem Handwerker wie Schmiede oder Maurer sind gefragt. Schornsteinfeger dienen als Glücksbringer«, erzählt Eyring. Trotzdem seien etwa die Hälfte der Käufer kirchliche Institutionen.
Eine klassische Weihnachtskrippe besteht aus...
...Maria, Josef und dem Jesuskind. »Damit beginnen die meisten«, sagt Melanie Weigand, Tochter von Eyring. Sie schloss 2003 ihre Lehre zur Holzbildhauerin ab. »Nur einer wollte mal zuerst das Kamel haben«, fügt sie amüsiert hinzu. Viele schauen zu Hause auf der Website, welche Figuren sie wollen, und bestellen dann entweder online oder kommen in den Laden in Weisbach oder auf den Weihnachtsmarkt. Außer in Würzburg haben die Eyrings einen Stand in Fulda. Weigand weiß, dass Kundenakquise wichtig ist: »Wir stellen auf Messen in ganz Deutschland aus, auf Weihnachtsmärkten und verkaufen im Onlineshop. Man muss sich schon anstrengen.« Das Schöne am Beruf des Holzbildhauers sei, dass kein Tag gleich ist. Kundenwünsche wechseln ebenso wie Modeerscheinungen. Thomas Eyring sucht immer neue Ideen und Produkte: »Wir haben uns darauf eingerichtet, moderner zu sein.«
Leichte Farbigkeit ist gefragt
Lindenholz lässt sich am besten schnitzen, weil es sehr weich ist. »Außerdem erhalten die Figuren aus diesem Holz eine besonders schöne und glatte Oberfläche«, sagt Eyring. Das Holz kommt aus einem Wald in der Rhön. Ein Sägewerk fertigt dicke Bretter, die dann in den hauseigenen Lagerhallen trocknen. Etwa zehn Jahre lagert das Holz, bevor es zu Rohlingen gefräst wird, deren Größe von den künftigen Figuren abhängt. Serien werden mit der Fräsmaschine gefertigt.
Eyrings Einzelstücke sind meist zwischen zwölf und 60 Zentimeter hoch. Je nach Größe braucht eine Figur ein paar Stunden oder ein paar Tage. Könige mit einem besonders detailreichen Faltenwurf oder einer extrem filigranen Krone können mehrere Tage in Anspruch nehmen. »Anschließend werden sie bemalt. Die Kunden können sich zwischen dreifarbig gebeizt, bunt bemalt und naturbelassen entscheiden«, sagt Eyring. Zurzeit liegen die verschiedenen Brauntöne der Wachsbeize im Trend. »Bei Weihnachtskrippen allerdings sind die Kunden mehr an leicht farbiger Bemalung interessiert.«
Großes Interesse bei jungen Familien
Das größte Objekt, das Eyring und seine Mitarbeiter je geschnitzt haben, war ein gut eineinhalb Meter hohes Holzkreuz mit dem Heiland: »Eine Spezialanfertigung für eine Kirche in Honolulu auf Hawaii.« Ein Bild des berühmten Kruzifix aus der Kirche San Domenico in Arezzo diente als Vorlage. Der Kunde hatte Bekannte in Deutschland, die die Rhöner Holzschnitzerei empfohlen hatten. »Das war ein Riesenprojekt. Zur Einweihung sind wir nach Honolulu geflogen.«
Derzeit kaufen vor allem junge Familien wieder Weihnachtskrippen. »Vielleicht erinnern sie sich an ihre Kindheit und wollen nun auch für ihre Kinder eine Krippe«, vermutet Eyring. Er freut sich über die Begeisterung der Kinder, die in seine Verkaufsräume kommen und mit leuchtenden Augen seine Weihnachtskrippen bestaunen. Die Weihnachtsgeschichte sei den Kindern aus dem Kindergarten bekannt und werde so mit Euphorie im Elternhaus etabliert: »In die Kirche gehen die Leute nicht mehr so viel, aber Weihnachtskrippen sind aktueller denn je. Die machen Weihnachten erst zum Fest.«