Der Rahmen blieb weit genug gespannt, sodass jeder der arrivierten Beteiligten seinen persönlichen künstlerischen Ansatzpunkt verfolgen konnte. Welche Kontraste und Korrespondenzen sich ergaben, illustrieren zwei Werke besonders gut: Jürgen Hochmuth, wohlbekannt für seine bauklotzkleinen Hausskulpturen, setzt in das prunkvolle Kirchenschiff von Peter und Paul einen Stahlkubus als "Schutzraum". Kathrin Feser (Veitshöchheim/San Francisco) nahm die Balkonverkleidungen des Schröder-Hauses als Untergrund für eine hieroglyphische Comic-Geschichte. Die hat man bei der Eröffnungsveranstaltung auf dem Wilhelm-Schwinn-Platz im Blick. Dort starten am Samstag, 7. April, um 18.30 Uhr Begrüßung und Begehung mit Schröder-Haus-Direktorin Anni Hentschel.

Die evangelische Erwachsenenbildungsstätte und die Volkshochschule entwickelten die erste Idee einer Ausstellungskooperation gemeinsam. Die Stephanskirche, als Dekanatskirche eine enge organisatorische Verwandte, war auch schnell dabei. Zwischen den drei Locations steht die katholische Kirche St. Peter und Paul. Deren Gemeinde und das Kunstreferat der Diözese waren ebenfalls bald gewonnen. Hentschel: "Als die Ausstellungen zu einem ökumenischen Projekt wurden, bekamen sie noch einmal eine ganz andere Aussagekraft."

Künstler aus Würzburg und Umgebung

Nun hatte "Mensch! Guck mal …" eine Größe, die nach einem erfahrenen Kurator verlangte. Den fanden die Bildungshäuser in Brigitte Meister-Götz, die viele Jahre lang die Kunststationen im Kreis Kitzingen organisiert hatte und vielfach im Ausstellungswesen engagiert ist. Ihre Beziehungen zur Kunstszene sind solide gewachsen. Als Kunsterzieherin hatte Meister-Götz schon die kleine Kathrin Feser (siehe zuvor) im Kinderkurs gehabt.

Die Künstler für die Peter-Viertel-Schau wählte Meister-Götz in Würzburg und Umgebung. Anfangs hatte sie noch an überregionale Beteiligungen gedacht. Rasch jedoch konzentrierte sie sich auf Künstlerinnen und Künstler der heimischen Region und bekam, wie sie erzählt, von niemandem eine Absage. Sie setzte sich in die jeweiligen Räume und ließ diese so lange auf sich wirken, bis sie ahnte, wen sie am besten bäte, für diesen Flur oder diese Kirchenwand etwas beizutragen.

 

Hans Krakaus Gemälde
Hans Krakaus Gemälde – hier ein Ausschnitt – ist am ehesten als Kirchenkunst zu erkennen.

So wurde "aus der Kneipenmeile ein Kulturquartier", wie Jürgen Hochmuth sagt. Das sei "toll und belebend und ist es wert, dass wir uns alle beteiligen". Dazu gehören des Weiteren Roswitha Vogtmann, Hans Krakau und Gabi Weinkauf. Auf den Bildern der Letzteren ist ansonsten meist irgendetwas genäht. In der VHS zeigt sie hingegen Eitempera-Gemälde "von Begegnungserinnerungen". Das eint sie mit Gerda Enk, die am selben Ort Urlaubsfotografien verfremdet hat. Sehr im Unterschied zu Rashid Jalaei und seinen Porträts von Mitbewohnern in der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber. Enk kommentiert die Zusammenarbeit: "Es war für uns eine Herausforderung, unsere Urlaubsbilder zwischen seine hammerharten Fotografien zu hängen." Der achte Künstler steht neben dem Stahlkubus von Hochmuth in Peter und Paul: Frank Dimitri Etienne bastelte aus Plastikröhren eine Skulptur, um Licht einzufangen und farbig zurückzuwerfen.

Als Rahmenprogramm erklingt in jeder Kirche ein Konzert, jedes Bildungshaus lässt zwei Vorträge halten. "Eine solche konzertierte Aktion", sagt Anni Hentschel, "zieht mehr Aufmerksamkeit auf sich, und das ist sowohl dem Thema als auch den Künstlerinnen und Künstlern zuträglich." – "Und den Institutionen auch", ergänzt Hochmuth.

Ausstellung

ERÖFFNUNG am 7. April 2018, 18.30 Uhr, Wilhelm-Schwinn-Platz; bis zum 19. Mai täglich, in den Bildungshäusern sonntags nur bei Veranstaltungen.