Nürnberg (epd). Die Zukunft der "allerhand"-Gebrauchtwarenläden der Stadtmission Nürnberg steht auf der Kippe. Grund: Die monatelange coronabedingte Schließung von Geschäften hat die Läden in eine finanzielle Schieflage gebracht. Matthias Ewelt, Vorstandssprecher der Stadtmission Nürnberg, zeigte sich am Montag bei der digitalen Vorstellung der Spendenaktion "Erste Hilfe gegen Armut" besorgt über das Fortbestehen der beiden "allerhand"-Gebrauchtwarenläden in der Stadt.

Da für die Gebäude teilweise hohe Mieten fällig sind und unter anderem Gehälter bezahlt werden müssten, entstehe regelmäßig eine hohe Finanzierungslücke, die wegen Corona noch weiter klafft, sagte Ewelt. Leiterin Petra Homburg berichtete, dass gerade in den sieben pandemiebedingten Schließmonaten von Dezember 2020 bis Juni 2021 jeden Monat rund 10.000 Euro gefehlt hätten. Ein "allerhand"-Laden im Stadtteil Langwasser habe vor kurzem wegen zu hoher Miete aufgegeben werden müssen.

Rund 80 Kundinnen und Kunden kommen werktäglich in die beiden "allerhand"-Einrichtungen in der Rothenburger- und der Wiesenstraße, in denen Hausrat und Kleidung preisgünstig gekauft werden können. Dort verkaufen auf Vermittlung von Behörden Langzeitarbeitslose und vom allgemeinen Arbeitsmarkt ausgegrenzte Menschen gemeinsam mit Hauptamtlichen die Waren. "Viele empfinden ihr Leben als stetigen Kampf", beschreibt Ewelt die Situation der Langzeitarbeitslosen.

Martina Celik, ehemals langzeitarbeitslos, ist seit 2016 bei "allerhand" beschäftigt und sagte, die Läden geben den Mitarbeitenden auch ein stückweit Würde wieder. "Ohne meinen Beruf dort wäre ich wahrscheinlich schon nicht mehr da", sagte die vierfache Mutter im Pressegespräch.

Laut Stadtmission-Sprecherin Tabea Bozada ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Nürnberg seit dem Jahr 2019 um etwa 2.000 auf 5.500 gestiegen. Für den Bereich der "Armutshilfe", zu der neben den Gebrauchtwarenläden unter anderem auch die Wärmestube am Hauptbahnhof gehört, wendet die Stadtmission 800.000 Euro pro Jahr auf.