Darmstadt, München (epd). In einem offenen Brief beklagen 15 Autorinnen und Autoren die Streichung von Kultur- und Literatursendungen bei den öffentlich-rechtlichen Sendern. Unter dem Motto "macht nicht kaputt, was Kultur macht" werfen sie unter anderem dem ARD-Vorsitzenden und SWR-Intendanten Kai Gniffke vor, im SWR Kultursendungen, Kritiken und Lesungen zu streichen. Zugleich bekräftigen sie ihre Kritik am Bayerischen Rundfunk (BR) und den geplanten Kürzungen bei der Kulturwelle Bayern2.

Zu den Unterzeichnern des am Montag veröffentlichten Schreibens gehören die überwiegend im PEN Deutschland organisierten Schriftsteller Jenny Erpenbeck, Felicitas Hoppe, Daniel Kehlmann, Navid Kermani, Alexander Kluge, Sasa Stanisic, Uwe Timm und Ilija Trojanow sowie die Vizepräsidentin der Akademie der Künste in Berlin, Kathrin Röggla, der Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Ingo Schulze, und PEN-Deutschland-Präsident José Oliver,

Der BR hatte im November 2023 ein neues Programmschema für Bayern2 vorgestellt, das am 2. April 2024 starten soll. Kulturschaffende hatten bereits Wochen vorher dagegen protestiert, weil unter anderem das morgendliche Kulturfeuilleton "Kulturwelt" sowie weitere Sendungen durch längere Magazinstrecken ersetzt werden sollen. BR-Programmdirektor Björn Wilhelm sprach dagegen davon, der BR wolle die Kultur stärken und Qualitäts-Inhalten bessere Sendeplätze und mehr Raum für Vertiefung geben. Zudem wolle der BR Jüngere für die Kulturangebote gewinnen.

Dagegen warfen die Autoren den Sendern "eine Programmpolitik der Zentralisierung und Reduzierung" vor. Nur noch wenige Verantwortliche entschieden, was besprochen und wie es besprochen werde. Zudem erfolge der "Kahlschlag von Anspruchsvollem und Nachdenklichem" zu einem Zeitpunkt, in dem sich die Gesellschaft frage, wie sie gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus vorgehen solle.

"Ein zentrales Mittel sind vielstimmiger Diskurs und Debatte. Eine offene Gesellschaft verteidigt sich, indem sie tolerante Vielfalt lebt und feiert, nicht durch Gängelung oder kulturelle Rationierung", hieß es. "Der Angriff auf die Programmvielfalt in der ARD und im Bayerischen Rundfunk ist ein Angriff auf die demokratische Verfasstheit unseres Landes."

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