München (epd). Bayern muss nach Forderung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Frauen und Kinder, die von Gewalt betroffen sind, besser schützen. Für das Investitions- und Umzugsprogramm für Frauenhäuser seien im Haushalt 2024/2025 jeweils 1,1 Millionen Euro vorgesehen, teilte die AWO in Bayern am Mittwoch mit. Das Sozialministerium sehe eine Förderung von bis zu 50.000 Euro pro neu geschaffenem oder umgebautem Frauenhausplatz vor.

"Bleibt es bei diesen Summen, wird Bayern die Vorgaben der Istanbul-Konvention erst in 40 Jahren erfüllen", kritisierten die Landesvorsitzenden Nicole Schley und Stefan Wolfshörndl. Die Staatsregierung müsse daher schleunigst ihren Kurs ändern und den Haushaltsansatz erhöhen. "Dieses Schneckentempo ist schlicht und ergreifend verantwortungslos", kritisierte die AWO-Doppelspitze.

Der Expertenausschuss "Grevio" zur Umsetzung der sogenannten Istanbul-Konvention - eines Übereinkommens des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt von 2011 - hatte Deutschland bereits 2022 gerügt. Alle Bundesländer blieben demzufolge laut AWO-Angaben hinter den Empfehlungen von einem Familienplatz pro 10.000 Einwohner zurück.

Bayern sei keine Ausnahme, betonten Schley und Wolfshörndl weiter. Im Freistaat gebe es 41 staatlich geförderte Frauenhäuser mit 389 Plätzen für Frauen und mindestens 440 Plätzen für Kinder (Stand: 31.10.2023) sowie drei nicht staatlich geförderte Frauenhäuser. Die Istanbul-Konvention sehe mindestens rund 1.300 Plätze für Frauen und weitere 2.000 für Kinder in Bayern vor.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden