München (epd). Die besonderen Strukturen an Kunsthochschulen können nach Ansicht des Hochschulverbundes "Kunsthochschule Bayern" und des Bayerischen Landesstudierendenrates Übergriffe und Machtmissbrauch begünstigen. "Die große individuelle Nähe sowie die besonderen Strukturen und Abhängigkeitsverhältnisse in einem künstlerisch-wissenschaftlichen Ausbildungsbetrieb sind in besonderem Maße anfällig dafür", teilten der Verbund "Kunsthochschule Bayern" und der Landesstudierendenrat am Montag in München mit.

Die Hochschulen lehnten alle Formen von Diskriminierung und Machtmissbrauch strikt ab und träten ihnen aktiv entgegen, hieß es in der gemeinsamen Pressemitteilung weiter. Das "gleichberechtigte, vertrauens- und respektvolle Miteinander der Angehörigen, Mitglieder und Gäste der Hochschule" müsse ausdrückliches Leitprinzip sein. Alle Mitglieder der Hochschulen seien aufgefordert, "an der Gestaltung eines wertschätzenden und gewaltfreien Arbeits- und Studienumfeldes mitzuwirken, das Raum für künstlerische Entfaltung bietet".

Man verstehe die Auseinandersetzung mit Machtmissbrauch, Diskriminierung und sexualisierter Gewalt als fortlaufende und aktive Aufgabe, hieß es weiter. Die Kunsthochschulen und der Bayerische Landesstudierendenrat hätten sich aus diesem Grund zusammengeschlossen, um "gesicherte Strukturen für das Empowerment von Studierenden und Mitarbeitenden sowie die Sensibilisierung und Weiterbildung aller Hochschulmitglieder innerhalb der rechtlichen Möglichkeiten zu etablieren".

Die Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen bereite eine detaillierte Stellungnahme vor, hieß es weiter.

Im Frühjahr 2023 hatte die Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) eine wissenschaftliche Befragung aller Hochschulangehörigen zum Thema "Machtmissbrauch, sexualisierte Gewalt und Diskriminierung" in Auftrag gegeben. Anlass waren unter anderem Fälle von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch durch den ehemaligen Präsidenten der HMTM, Siegfried Mauser, sowie den ehemaligen Kompositionsprofessor Hans-Jürgen von Bose. Die Studie wurde durch das Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) konzipiert, umgesetzt und ausgewertet. Die Ergebnisse werden am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in München vorgestellt.

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