Dachau, Flossenbürg (epd). Im vergangenen Jahr haben voraussichtlich zwar mehr Menschen als 2022 eine der beiden großen KZ-Gedenkstätten in Bayern besucht - offenbar waren es aber weniger als im Vergleich zum letzten Vor-Corona-Jahr 2019. Genaue Zahlen aus der KZ-Gedenkstätte Dachau gibt es nicht, sagte dazu eine Sprecherin dem Evangelischen Pressedienst (epd), denn der Besuch ist kostenfrei und es gibt keine Tickets oder Besucherzählung. In der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg waren es 2023 rund 79.600 Besucher - deutlich mehr als die 67.400 Gäste im Vorjahr, aber auch deutlich weniger als die 90.200 Besucher im Jahr 2019.

Zugenommen hat in Flossenbürg allerdings auch im Vor-Corona-Vergleich die Zahl der Besucherinnen und Besucher, die an betreuten Programmen wie Führungen oder Workshops teilgenommen haben: Vergangenes Jahr lag diese Zahl bei 43.800, im Jahr 2022 lag die Zahl noch bei 35.100, etwa auf dem Vor-Corona-Niveau von 36.200 im Jahr 2019. Woran der Rückgang der Gesamtbesucherzahl liege, könne man aktuell noch nicht sagen. Der enorme Anstieg bei den betreuten Besucherinnen und Besuchern sei jedoch "erfreulich, da er von einem gestiegenen Interesse an einer vertieften Auseinandersetzung mit der Geschichte des Konzentrationslagers" zeuge.

Die Zahl der extremistischen oder politisch motivierten Zwischenfälle in den Gedenkstätten hielten sich auch vergangenes Jahr in Grenzen. Es komme zwar "immer wieder zu Störungen und Vorfällen" auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau und den Außenorten. Man beobachte zudem eine "Verlagerung in den digitalen Raum". Man dokumentiere und erfasse Störungen, sofern sie bekannt werden. 2023 seien zwei Vorfälle der Polizei gemeldet worden. In Flossenbürg gab es keine extremistischen Vorfälle - jedoch eine einstellige Zahl an schriftlichen Wortmeldungen, "die sich in einer bedenklichen rechtlichen Grauzone" bewegten.

Seit der Terrorattacke der Hamas aus Israel am 7. Oktober und dem seither andauernden Krieg in Nahost können die Verantwortlichen in Dachau keine Veränderung bei den Besucherzahlen verbuchen - vielmehr sei das Rundgang-Angebot der Gedenkstätte schon jetzt bis April 2024 ausgebucht. Auch in der Flossenbürger Gedenkstätte haben die Ereignisse in Israel bislang keinen Einfluss auf die Zahl der Gäste oder auch auf die Äußerungen zu Israel. Es sei vielmehr so, dass man seit Jahren immer wieder auf realitätsferne Vorstellungen und fehlendes Wissen über jüdisches Leben treffe. Dies habe seither aber nicht zugenommen.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden