München (epd). Erstmals seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine vor mehr als zwei Jahren hat die Bibliothek des Goethe-Instituts in Kiew wieder geöffnet. Die Ausleihe sei für Bibliotheksbesucher seit vergangener Woche wieder möglich, teilte das Goethe-Institut am Donnerstag in München mit. Kultur und Bildung spielten im Krieg eine zentrale Rolle, das kulturelle Leben in der ukrainischen Hauptstadt boome, hieß es.

Der Generalsekretär des Goethe-Instituts, Johannes Ebert, sagte bei einem Besuch in der Ukraine, viele Menschen setzten sich in Kriegszeiten mit der eigenen Geschichte und Kultur auseinander, Ausstellungen seien gut besucht, die Theater voll. "Kultur und Bildung leisten einen wichtigen Beitrag zur Stärkung einer eigenen europäischen Identität der Ukraine und zur gesellschaftlichen Widerstandsfähigkeit im Krieg", sagte Ebert.

Er sei zudem sehr beeindruckt von den Deutschlehrerinnen und Deutschlehrern, die es als ihre Aufgabe ansähen, den Unterricht fortzuführen - "auch wenn der Unterricht wegen des Beschusses manchmal in einen Schutzraum verlegt werden muss". Rund 700.000 Schülerinnen und Schüler lernten Deutsch. Es lasse sich sogar eine steigende Nachfrage nach kulturellen Angeboten, nach Sprachkursen und Weiterbildungen verzeichnen, heißt es in der Mitteilung.

Das Goethe-Institut ist seit 1993 mit einem großen Institut in Kiew vertreten, das rund 70-köpfige Team arbeitet demnach wieder überwiegend in der Ukraine. In allen Arbeitsbereichen sei aber seit Kriegsbeginn im Februar 2022 durchgehend und zum Teil unter schwierigsten Bedingungen weitergearbeitet worden. In vielen Bereichen seien die Aktivitäten sogar ausgebaut worden, beispielsweise durch Projekte zur Medienkompetenz und zur Bekämpfung von Desinformation.

Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Mit 151 Instituten in 98 Ländern fördert es nach eigenen Angaben die Kenntnis der deutschen Sprache, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein aktuelles Deutschlandbild.

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