Passau (epd). Die Weihnachtsbotschaft hat nach Ansicht der kommissarischen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, gerade "in diesen unsicheren Zeiten" eine "große tröstliche Kraft". Gott setze all der Gewalt und Angst Menschlichkeit entgegen, indem er selbst Mensch werde", sagte Fehrs, die auch Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche ist, den Zeitungen der Mediengruppe Bayern (Freitag): "Die Hoffnung bekommt im wahrsten Sinne Beine."

Die heutige Individualisierung der Gesellschaft "scheint mit einer Institution wie Kirche schwer vereinbar", sagte Fehrs. Aber nicht nur die Kirchen seien davon betroffen. Menschen würden sich "mehr und mehr von Institutionen und langfristigem Engagement abwenden", betonte sie. Umso wichtiger sei es für Kirche, dass sie verständlich vermittle, was sie anzubieten habe: "Trost, Stärkung, diakonische Seelsorge." Institutionen wie die Kirche stunden dafür, "dass auch die Schwächeren in unserer Gesellschaft zu ihrem Recht kommen".

Einsamkeit sei in der heutigen Gesellschaft zunehmend ein Problem, erläuterte Fehrs. Familiäre und soziale Bindungen nähmen aus unterschiedlichen Gründen ab, traditionelle Familienmuster gingen verloren. "Zudem hat die Pandemie diese Kontaktverluste erheblich verstärkt", sagte die kommissarische EKD-Ratsvorsitzende. Man merke das etwa bei der Telefonseelsorge, "wo das Mitteilungsbedürfnis massiv zugenommen hat". Dies betreffe entgegen "nicht nur ältere Menschen, sondern durchaus auch jüngere", betonte Fehrs.

Mit Blick auf die für Ende Januar erwarteten Ergebnisse der sogenannten ForuM-Studie sagte Fehrs, die evangelische Kirche und die Diakonie wollten damit "die systemischen Faktoren von sexualisierter Gewalt" identifizierbar und dadurch auch veränderbar machen: "Mich berührt immer wieder, dass Kirche nicht an jeder Stelle der Schutzraum gewesen ist, der sie hätte sein sollen und müssen." Das Thema werde die EKD und die Landeskirchen "auch in den nächsten Jahren weiterhin intensiv beschäftigen".

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