München (epd). Mehr politische Aufmerksamkeit für Armutsthemen hat der Caritasdirektor der Erzdiözese München und Freising, Hermann Sollfrank, gefordert. Es brauche inzwischen "sechs Generationen, um Armut zu durchbrechen", erklärte Sollfrank laut Mitteilung vom Donnerstag bei der 3. Katholischen Armutskonferenz der Caritas in München. Nötig sei nicht die Symptom-, sondern die Ursachenbekämpfung. Dazu gehöre der offensive Bau von Sozialwohnungen sowie mehr Investitionen in Bildung und soziale Beschäftigungsbetriebe.

Die Kluft zwischen Arm und Reich sei in den letzten Krisenjahren gewachsen, das schaffe "Sprengkraft in der Gesellschaft", erklärte der bayerische Kardinal Reinhard Marx bei der Veranstaltung. Der Sozialstaat müsse Menschen Chancen bieten, ihr Schicksal wieder in die eigene Hand zu nehmen. Das christliche Menschenbild mache keinen Unterschied: "Jeder Mensch ist gleich an Würde. Keiner ist überflüssig."

Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, beanstandete die aufwändigen Antragsverfahren für Transferleistungen wie das Bürgergeld. "Unser Sozialstaat ist extremst kompliziert. Menschen wird es schwer gemacht, Sozialanträge zu stellen.” Deswegen würden Ansprüche, etwa aus dem Bildungs- und Teilhabepaket, für die drei Millionen Kinder, die in Deutschland in Armut leben, gar nicht abgerufen.

Als "gleichberechtigt, gleichwertig und gleich kompetent" bezeichnete Caritas-Vorständin Gabriele Stark-Angermaier armutsbetroffene Menschen. Der Staat müsse "Armut, nicht Arme bekämpfen”. Täglich kämen viele hundert Menschen zu den Essensausgaben der Korbinian- und Antonius-Küche, zu den Lebensmitteltischen und Kleiderkammern, Tendenz steigend. Gerechtigkeit sei keine Sozialromantik, sondern Grundlage der Gesellschaft.

Veranstalter der 3. Katholische Armutskonferenz war die Caritas München in Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern der katholischen Sozialverbände, kirchlicher Einrichtungen und ehrenamtlicher Caritas-Gremien.

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