Tutzing (epd). Der Chefredakteurin des evangelischen Monatsmagazins "chrismon", Ursula Ott, ist eine strikte Trennung von Journalismus und Kirchen-PR wichtig. Das "chrismon"-Team suche nach interessanten Geschichten und Personen, sagte Ott am Donnerstag bei der Tagung "Evangelische Publizistik - wohin?" in der Evangelischen Akademie Tutzing. Dabei spiele es keine Rolle, ob die Personen, über die man schreibe, evangelisch seien. Auch Jesus müsse - entgegen der weitverbreiteten Annahme - nicht in den Texten vorkommen.

Es gebe keine Themen, die zur Seite gelegt würden, sagte Ott weiter. "Wir können bei 'chrismon' über alles schreiben" - auch über Menschen, die an Gott oder Kirche zweifeln oder nicht- oder andersgläubig seien. Diese Glaubwürdigkeit schätzten Leserinnen und Leser an "chrismon", das eine Auflage von 1,5 Millionen hat. Druck von der Kirchenleitung habe sie wegen der Themenauswahl oder -bearbeitung noch nie bekommen.

Diese redaktionelle Freiheit bestätigte auch die Theologin Stefanie Schardien, die seit 2019 zum Team des "Wortes zum Sonntag" in der ARD gehört. Das Format sei eine Verkündigungssendung mit deutlichen journalistischen Inhalten und ein Kommentar zum Zeitgeschehen aus evangelischer und katholischer Sicht. "Wir sind eine Stimme im Konzert der journalistisch-medialen Berichterstattung", sagte Schardien.

Druck oder Beeinflussung von oben gebe es nicht. Ihre Themen, über die sie sprechen wolle, suche sie sich selbst aus, betonte Schardien, die am Freitag (1. März) offiziell Theologische Geschäftsführerin des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP) und Medienbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wird. Die Frage sei für das Redaktionsteam immer, wie viel theologisches Vorwissen man bei Publikum voraussetzen könne. Schardien sagte, dass man heute deutlich niedrigschwelliger einsteige als noch vor ein paar Jahren.

Das Team des "Wortes zum Sonntag" besteht aus jeweils vier evangelischen und katholischen Sprecherinnen und Sprechern. Mit der Sendung werden laut Schardien bis zu 1,5 Millionen Menschen und ein Marktanteil von bis zu zehn Prozent erreicht.

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