München (epd). Im vergangenen Jahr hat es in Bayern deutlich mehr Verurteilungen wegen Kinderpornografie und dem sexuellen Missbrauch von Kindern gegeben. Die Digitalisierung habe auch ihre Schattenseiten, sagte Justizminister Georg Eisenreich (CSU) am Mittwoch bei der Vorstellung der Strafverfolgungsstatistik 2020. Wegen des Besitzes, des Erwerbs oder der Verbreitung von Kinderpornografie seien im vergangenen Jahr 473 Personen verurteilt worden. Die Zahl ist zuletzt stark gestiegen: 2018 gab es 298 Verurteilungen, 2019 bereits 373.

Wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern seien im vergangenen Jahr 322 Täter verurteilt worden - ein Plus von 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. "Das sind furchtbare Zahlen, hinter denen das unfassbare Leid eines Kindes steht", sagte Eisenreich. Er wolle die Betreiber von Kinderpornografie-Foren noch stärker ins Visier nehmen. "Meine Forderung: Wer einen Marktplatz für Pädokriminelle betreibt, gehört für mindestens drei Jahre hinter Gitter."

Auch die Zahl der Verurteilungen wegen Vergewaltigung haben laut der Statistik in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Im Jahr 2019 seien 116 Personen verurteilt worden, im vergangenen Jahr 134. Zum Vergleich: Im Jahr 2016 lag die Zahl noch bei 70. Die stark steigende Zahl erklärte Eisenreich auch mit der Gesetzesverschärfung vom November 2016 ("Nein-heißt-Nein"-Modell), als der Straftatbestand der Vergewaltigung ausgeweitet worden war.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr knapp 117.000 Personen verurteilt - die große Mehrheit, nämlich knapp 83 Prozent, war männlich. In der Strafverfolgungsstatistik werden auch Taten erfasst, die vor dem Jahr 2020 begangen wurden. Dennoch gab es auch bereits Verurteilungen mit Corona-Bezug: 70 Personen wurden wegen Subventionsbetrug, etwa bei Kurzarbeit, verurteilt - ein Plus von 400 Prozent. 40 Personen wurden wegen Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz verurteilt - im Jahr zuvor waren es zwei.