Regensburg, Freising (epd). Das Spitzenkunstwerk und wohl bedeutendste Objekt ist der "Tassilo-Kelch", den das Haus der Bayerischen Geschichte bei seiner Landesausstellung in Freising zeigt. Museumsdirektor Richard Loibl zog weiße Handschuhe an, als er den Kelch, der vom bayerischen Herzog Tassilo und seiner Gemahlin Luitpirga gestiftet wurde, präsentierte - dabei handelte es sich nur um eine Kopie. Aber auch die sei schon wertvoll genug, sagte Loibl bei der Vorstellung der neuen Landesausstellung 2024 am Donnerstag in Regensburg. Mit zwei weiteren interessanten Ausstellungen können die Besucher im Regensburger Museum rechnen.

Tassilo, Korbinian und der Bär: Drei Charaktere spielen in der bayerischen Landesausstellung 2024 im Diözesanmuseum in Freising eine zentrale Rolle. Das Haus der Bayerischen Geschichte präsentiere um diese Figuren herum eine völlig neue Sichtweise auf das Herzogtum Bayern, erläuterte Loibl. Erzählt werde, wie im frühen Mittelalter "Bayern beinahe ein mächtiges Königreich geworden wäre" und seine Macht durch Bistumsgründungen festigte. Der für die Krönungszeremonie vorgesehene Tassilo-Kelch ist das Spitzenobjekt der Ausstellung. Von 7. Mai bis 16. Juni ist das einzigartige Kunstwerk, das in Kremsmünster beheimatet ist, im Original zu sehen. Die Sicherheitsvorkehrungen dafür seien immens, weshalb für den Rest der Ausstellungsdauer eine Kopie gezeigt wird.

Die Landesausstellung gipfelt in Schatz und Schicksal Herzog Tassilos III. (748-788). "Das Frankenreich beanspruchte die Oberhoheit, aber Tassilo regierte selbst wie ein König", sagte Loibl. In einer Multivisionsschau werde die Blüte von Tassilos Herrschaft, sein gefährlicher Zusammenstoß mit dem Frankenkönig Karl in den Jahren 787/88 und der bayerische Rebellengeist präsentiert. Den Politkrimi des Mittelalters erzählt der Autor und Kabarettist Christoph Süß.

Neben dem Glanz der Herrschersippe der Agilolfinger werden auch die Anfänge der Kirche in Bayern gezeigt. Der Überlieferung nach begann mit dem Eintreffen des christlichen Missionsbischofs Korbinian im Jahr 724 die Geschichte des Bistums Freising. Zum 1.300-jährigen Bestehen des Bistums werden den Angaben zufolge ausgewählte Prunkräume des Dombezirks mitsamt dem Korbinian-Schrein im Dom gezeigt. Die Erzdiözese München und Freising ist Mitveranstalter der Landesausstellung.

Zu sehen ist die bayerische Landesausstellung "Tassilo, Korbinian und der Bär - Bayern im frühen Mittelalter" vom 7. Mai bis 3. November im Diözesanmuseum Freising. Erwartet würden "wie üblich" mehr als 100.000 Besucherinnen und Besucher, sagte Loibl.

Auch in Regensburg bietet das Haus der bayerischen Geschichte 2024 zwei neue Ausstellungen. Zum einen geht es in einer Kabinettsausstellung um Bayern im Ersten Weltkrieg, den bedrohlichen Militarismus und zugleich um das koloniale Erbe des Freistaats, sagte Loibl. Feldpostbriefe, Kriegskartenspiele und Spielzeug-Maschinengewehre seien dort ebenso zu sehen wie eine "entschmückte Uniform" des königlich-bayerischen Regiments. Deren wertvolle Knöpfe und Abzeichen wurden nach dem Krieg abgenommen und vom Besitzer verkauft. Die Schau trägt den vielsagenden Titel "Weltenbrand! Bayern im Ersten Weltkrieg" und wird ab 22. März an in der Dauerausstellung zu sehen sein.

Die neue Bayernausstellung des Museums befasst sich mit bayerischen Großprojekten, die das Gesicht des Freistaats ab 1945 entscheidend veränderten und die anfangs auch sehr umstritten waren. Zu den Stein und Beton gewordenen Realitäten gehörten beispielweise der Flughafen Erdinger Moos, der Bau des Main-Donau-Kanals, das Atomkraftwerk Gundremmingen oder die Isental-Autobahn, sagte Projektleiter Andreas Kuhn. Insgesamt werde zehn Großprojekten nachgespürt. "Jedes Projekt hatte zwei Seiten, eine abschließende Bewertung fällt schwer", sagte der Projektleiter. Der Titel der Ausstellung lautet "Ois anders: Großprojekte in Bayern von 1945-2020" und ist vom 19. April bis 22. Dezember im Donausaal des Regensburger Hauses zu sehen.

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