Nürnberg (epd). Vom Fluch des Pharao über Dirty Talk bis Hate Speech: Das Museum für Kommunikation in Nürnberg zeigt ab sofort eine Sonderausstellung über das Schimpfen und Fluchen. "In den Medien hören wir zwar viel über diese Themen, aber wir erfahren wenig darüber, was das eigentlich ist", sagte Kurator Rolf-Bernhard Essig bei der Vorstellung am Mittwoch. Die Ausstellung zeige das Fluchen als Teil menschlicher Kommunikation. "Wir alle sind mit Kraftausdrücken aufgewachsen."

An einer Wand werden beispielsweise gängige fränkische Schimpfworte und Beleidigungen von "Dreggsagg" bis "Aufgschdelder Mausdregg" ausgestellt. Auch Ausdrücke aus anderen Landessprachen können die Besucher kennenlernen. So seien in Deutschland Bezeichnungen aus dem Bereich der Ausscheidungen und ihrer Organe besonders beliebt, während in Italien oder Spanien häufig sexuelle oder religiöse Kraftausdrücke verwendet würden.

Ein historischer Teil zeigt Flüche bei den alten Ägyptern oder in verschiedenen Religionen, aber auch Abwehrmöglichkeiten wie Amulette und Gegenstände oder Symbole, die an Haus- oder Stalltüren befestigt wurden, um die Bewohner oder das Vieh zu schützen. Aktiv werden können Besucher an verschiedenen Stationen, zum Beispiel wenn es um das Zusammenstellen der eigenen neuen Lieblingsbeleidigung geht oder in einem Computerspiel zwei Gegner versuchen, sich im Schimpfen zu übertrumpfen.

"Im Gehirn entsteht beim Fluchen ein Erregungszustand. Der kann zum Positiven oder zum Negativen ausschlagen", sagte der Autor und Literaturwissenschaftler Essig. Kraftausdrücke könnten als unterhaltsam oder erotisch wahrgenommen werden, aber genauso schnell Menschen tief verletzen. "Wo diese Grenze verläuft, kann nur jeder für sich entscheiden." An einer Station zum Thema Hatespeech kommen betroffene Nürnberger Persönlichkeiten wie Oberbürgermeister Marcus König (CSU) und der Journalist Alexander Jungkunz (Nürnberger Nachrichten) zu Wort. Verschiedene Institutionen, die aufklären und Betroffenen helfen, stellen Informationsmaterial zur Verfügung.

Die Ausstellung "Potz! Blitz! Vom Fluch des Pharao bis zur Hate Speech" ist bis Januar 2025 im Museum für Kommunikation zu sehen. Das Museum empfiehlt einen Besuch für Kinder ab zwölf Jahren oder für jüngere Kinder im Rahmen einer Führung.

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