München (epd). Rechtspopulistische und rechtsextreme Agitation im Internet hat sich nach Einschätzung des Medienforschers Niels Brüggen in den vergangenen Jahren deutlich professionalisiert. Die beispielsweise in den sozialen Medien verbreiteten Texte, Bilder und Videos seien meist nicht mehr plump und holzschnittartig, sondern "durchaus raffiniert gemacht", sagte Brüggen dem Evangelischen Pressedienst (epd). Vordergründig steche nicht mehr das Abwertende oder der Hass gegen eine bestimmte Personengruppe hervor, sondern ein bestimmter "Lifestyle". Das sei aber nur ein Vorwand, um völkische, rechtsextreme Ideologie zu verbreiten.

Das in München ansässige "JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung" wird in den kommenden vier Jahren Rechtsextremismus auf Social-Media-Plattformen untersuchen - als Teil des "Forschungsverbunds für Gegenwartsanalysen, Erinnerungspraxis und Gegenstrategien zum Rechtsextremismus in Bayern" (ForGeRex), sagt Forschungsleiter Brüggen. Dabei will das JFF zusammen mit Jugendlichen auf rechtsextreme Memes schauen - und dabei herausfinden, "ob, wie und wann" die jungen Leute die wahren Hintergründe erkennen. Die Hypothese der Forscher ist aktuell, dass die meisten, die solche Memes teilen, den Kontext nicht erfassen.

Gerade dieses Nicht-Erfassen sei aber ein Problem, wenn man solche Beiträge in sozialen Netzen teile oder like, betont Brüggen. Das Erfassen sei aber auch nicht so leicht, denn "wo die neue Rechte drin ist, steht nicht immer Neonazi drauf". Gerade in Social-Media-Plattformen seien "so viele neue Inhaltsformen zu finden, bei denen klassische Labels wie Meldung, Recherche oder Meinungsbeitrag nicht funktionieren", betonte Brüggen. Im Rahmen des Projekts wolle man zusammen mit Jugendlichen auf rechtsextreme Memes schauen - und so herausfinden, "ob, wie und wann sie die rechtsextremen Hintergründe erkennen, oder eben auch nicht".

Das Projekt will aber nicht nur Problem-Analysen betreiben, sondern auch Lösungsansätze erarbeiten. Dazu werde man "die Vernetzung mit Akteuren der politischen Bildung weiter ausbauen" und die Erkenntnisse und Lösungsansätze gemeinsam diskutieren. Zudem will man auch direkt über die sozialen Medien an die jungen Menschen herantreten - etwa mit Podcasts wie im Projekt "Der Elefant im Raum", die über die rechte Gefahr im Netz aufklären.

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