München (epd). Am Samstag haben in München am Karlsplatz rund 600 Geflüchtete aus dem Jemen gerechte Anhörungen und die Anerkennung ihrer Fluchtgründe gefordert. Anlass dafür sei die negative Entscheidungspraxis des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF), teilte der Bayerische Flüchtlingsrat mit. Die Anerkennungsquote im Vergleich zu 2022 und 2023 sei um 20 Prozent gesunken. Etwa die Hälfte aller Anträge werde abgelehnt.

Der Flüchtlingsrat kritisiert in seiner Mitteilung, dass ungenügende Dolmetscher und fehlende Vorbereitung zu schlechten Anhörungsbedingungen und zu einem negativen Ausgang des Asylverfahrens führten. Dies wiederum führe dazu, dass viele gegen die Ablehnung des BAMF beim Verwaltungsgericht klagten. Während dieser Zeit seien die Geflüchteten "in Unsicherheit über ihre Zukunft und die ihrer Familien", heißt es weiter.

Seit Beginn des Krieges im Jahr 2015 wurden demnach mehr als 4,5 Millionen Menschen innerhalb des Landes vertrieben. Über 70 Prozent der Bevölkerung seien derzeit von humanitärer Hilfe abhängig, um ihr Überleben zu sichern. Mehr als 80 Prozent der Menschen lebten unter der Armutsgrenze. Die Hälfte der Bevölkerung habe zu wenig zu essen, rund fünf Millionen Kinder litten an akuter Unterernährung.

"Wir bitten um eine Chance, abseits vom Lärm der Kugeln und dem Geruch von Blut zu leben, um eine Gelegenheit, in Frieden zu leben und einen positiven Beitrag für die Gemeinschaften zu leisten, in denen wir Zuflucht gesucht haben", sagte einer der Redner der Demonstration laut Mitteilung. Eine andere Rednerin erzählte von Vergewaltigungen und der Verheiratung von Minderjährigen, die viele Frauen und Mädchen im Jemen erlebten.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der selbstorganisierten Demonstration wohnen laut Flüchtlingsrat alle in verschiedenen Regionen Bayerns. In Bayern lebten insgesamt rund 3.800 Jemenitinnen und Jemeniten. Davon seien 1.430 im laufenden Asylverfahren. Die Aktion wurde unterstützt durch den Bayerischen und Münchner Flüchtlingsrat, Karawane München und Bellevue di Monaco.

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