Ein einziger Post, Millionen Reaktionen: Nur wenige Stunden nach der TV-Debatte der Präsidentschaftskandidaten schickte Taylor Swift eine klare Botschaft an ihre knapp 283 Millionen Follower auf Instagram: "Ich stimme für Kamala Harris und Tim Walz".

Die Resonanz spricht für sich: Innerhalb weniger Stunden sammelte ihr Post über vier Millionen Likes und lenkte mehr als 337.000 Nutzer auf die Registrierungsseite vote.gov.

Wird dieses Statement als historischer Wendepunkt in die Annalen der US-Wahlgeschichte eingehen?

Erstmal tief durchatmen

Swifts politisches Engagement ist nicht neu: Bereits 2018 nahm sie erstmals öffentlich Stellung zu einer Wahl auf. Vor den Zwischenwahlen in Tennessee machte sie ihre Unterstützung für den demokratischen Kandidaten Phil Bredesen öffentlich.

Ihre Worte schienen Wirkung zu zeigen: In den Tagen nach ihrem Aufruf gab es einen "massiven Anstieg" bei der Wählerregistrierung in Tennessee. Dennoch verlor Bredesen die Wahl.

Bei der Präsidentschaftswahl 2020 dauerte es zwar etwas länger, aber auch hier machte sie kurz vor der Wahl klar, dass sie "stolz" für Biden und Kamala Harris stimmen würde. An Trump ließ sie schon damals kein gutes Haar, warf ihm Rassismus vor und versprach: "Wir werden dich abwählen".

Die Wahlbeteiligung erreichte einen historischen Höchststand. Vor allem bei den jüngeren Wählern gab es einen spürbaren Anstieg: Bei den 18- bis 29-Jährigen waren es rund sieben Prozentpunkte mehr als 2016. Wie viel davon auf das Engagement von Swift zurückzuführen ist, lässt sich natürlich nicht messen. 

Taylor Swift geht All in

Dieses Jahr geht Swift noch einen Schritt weiter. Mit ihrem neuen Instagram-Post positioniert sie sich nicht nur gegen Trump, sondern macht auch auf die Gefahren von Fake News aufmerksam. Nur wenige Wochen zuvor hatte der Ex-Präsident versucht, sie mit manipulierten KI-Bildern als vermeintliche Unterstützerin der Republikaner zu inszenieren.

Ein Schuss, der nach hinten losging. Swift nutzte die Gelegenheit, um sich klar gegen Trumps Desinformationskampagne zu positionieren.

Ob ihr Endorsement diesmal erfolgreicher sein wird als 2018 in Tennessee? Was Swift so besonders macht, ist die Breite ihrer Anhängerschaft. Swift verkörpert den amerikanischen Traum, ist nicht abgehoben, sondern wirkt wie die junge Frau von nebenan: Sie erreicht fast alle gesellschaftlichen Lager und geografischen Regionen. Dass sie zudem in einem entscheidenden Swing State wie Pennsylvania geboren wurde, könnte den Demokraten im Präsidentschaftswahlkampf zusätzlich in die Hände spielen.

Und: Sie erreicht nicht nur junge Menschen, sondern auch Wählerinnen und Wähler aus unterschiedlichen politischen Lagern. Laut "NBC" haben 40 Prozent der registrierten Wählerinnen und Wähler eine positive Meinung von Swift. Bei den Demokraten sind es 53 Prozent, bei den Republikanern immerhin noch 28 Prozent. Bei einer so knappen Wahl wie der US-Präsidentschaftswahl im November kann das durchaus einen entscheidenden Effekt haben.

Beeinflusst Taylor Swift wirklich den Wahlausgang?

Doch was bedeutet das für die Wahl? Sicher ist, dass Taylor Swift eine der größten Fangemeinden in den USA hinter sich hat und ihr Einfluss daher immens sein kann. Ob sie aber tatsächlich den Wahlausgang entscheidend beeinflussen kann, bleibt abzuwarten. Allein das komplizierte Wahlverfahren in den USA lässt keine Prognose zu.

Einen sehr wichtigen Faktor, die Mobilisierung von Wählerinnen und Wählern, könnte sie aber tatsächlich entscheidend beeinflusst haben. Ob das reicht? Vor sechs Jahren hat es in Tennessee nicht gereicht. Am 4. November werden wir alle schlauer sein. Oder auch nicht: Weder für einen möglichen Erfolg noch für einen möglichen Misserfolg wird ihr Einfluss wohl nachweisbar sein. 

Und: Wollen wir das überhaupt? Soll das Posting eines Prominenten ausreichen, um eine Wahl zu entscheiden? Auch wenn sich das viele – in diesem Fall aus verständlichen Gründen – wünschen: Ist das wirklich unsere einzige Hoffnung in einer Demokratie?

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