Hamburg, München (epd). Nach Kritik an den Filtereinstellungen hat der Verein JusProg seine Software zum Schutz vor nicht altersgerechten Inhalten im Netz überarbeitet. JusProg-Vorstand Stefan Schellenberg sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch in Hamburg, viele bisher gesperrte Seiten seien freigeschaltet worden. Der Bayerische Rundfunk (BR) und "netpolitik.org" hatten berichtet, die Jugendschutzsoftware blockiere auch seriöse Hilfs- und Informationsangebote.

Laut BR-Bericht wurden 74 Webseiten blockiert, die Jugendliche zu sensiblen Themen aufklären wollten. Unter anderem sei auch eine Aufklärungsplattform der Deutschen Aidshilfe betroffen. Andere gesperrte Seiten stammten von gemeinnützigen Organisationen oder von Landesregierungen. Blockiert werde auch die von mehreren Landesmedienanstalten entwickelte Seite "safer-sexting.de", die Jugendlichen Tipps für den Umgang mit intimen Bildern und erotischen Nachrichten im Netz geben will.

Schellenberg räumte ein, es sei ärgerlich, dass Websites zu Unrecht von der Software blockiert würden. Aber bei fünf Millionen Seiten insgesamt handele es sich bei den genannten 74 Seiten nur um einen Bruchteil. Zudem seien wie im Falle der Aidshilfe regionale Seiten blockiert worden, die überregionale und häufig angeklickte Seite der bundesweiten Aidshilfe sei dagegen frei zugänglich. Die gemeldeten Seiten seien bis auf eine Seite, deren Beratungsleistung nicht eindeutig gewesen sei, inzwischen wieder freigeschaltet.

Zu der Blockade kann es nach Angaben von Schellenberg kommen, wenn der Algorithmus Negativworte auf der Seite findet, diese aber nicht durch Positivworte aufwiegen könne. "Ein Algorithmus kann nicht abwägen", sagte er. Da müsse das Team händisch eingreifen und entscheiden, ob die Webseite freigegeben wird. Es gebe keine Absicht, einzelne Angebote zu zensieren oder auszuschließen, sagte Schellenberg.

Der gemeinnützige Verein JusProg startete 2003 mit dem Ziel, eine Filter-Software zu entwickeln, die Kinder vor nicht altersgerechten Inhalten im Internet schützt. Das von der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM) und von der Kommission für Jugendmedienschutz 2011 positiv bewertete Jugendschutzprogramm JusProg ist kostenlos, werbefrei und ohne Registrierung nutzbar. Laut Schellenberg haben viele Schulen die Software installiert, aber auch öffentliche WLAN-Hotspots arbeiten mitunter mit JusProg. Eltern können das Programm kostenlos downloaden und auf Familienrechnern installieren.

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