München (epd). Die Überwindung von Armut gehört nach Überzeugung von Kardinal Reinhard Marx zur Grundphilosophie eines modernen Sozialstaates. Es brauche mehr sozialen Zusammenhalt, um "in einer Gesellschaft wie der unseren, die grundsätzlich reich ist, Armut zu überwinden", sagte der Münchner Erzbischof am Mittwoch laut Mitteilung bei der dritten Katholischen Armutskonferenz in München. Armut dürfe nicht als gegebenes Schicksal hingenommen werden.

"Deswegen müssen wir alles tun, um Menschen aus der Armut herauszuführen und ihnen so ein Leben zu ermöglichen, das selbstbestimmter ist", mahnte Marx. Dazu gehörten Bildung, Arbeit und menschliche Begegnung. Wenn die Aussicht auf bessere Lebensbedingungen abhandenkomme, könne Armut auch eine Sprengkraft entwickeln, warnte Marx. Dies gelte umso mehr in Zeiten, in denen die Folgen der Corona-Pandemie spürbar seien und hohe Inflation sowie gestiegene Lebenskosten die Armutsgefahr steigerten.

Sozialstaat heiße in diesem Zusammenhang nicht nur "Fürsorgestaat, der Geschenke verteilt", sagte Marx weiter. Finanzielle und materielle Existenzsicherung sowie das Sicherstellen einer Wohnung seien zwar wichtig. "Aber das ist zu wenig." Es reiche nicht, bei Armut nur über Geld zu reden. Es brauche auch Menschen, die Bildung und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglichten. Hier engagierten sich die Haupt- und Ehrenamtlichen, etwa in Kirche und Caritas.

Die Katholische Armutskonferenz findet alle zwei Jahre in München statt. Veranstalter ist die Caritas München in Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern der katholischen Sozialverbände, kirchlichen Einrichtungen und ehrenamtlichen Caritas-Gremien.

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