München (epd). Auf den Zusammenhang von Erinnerungsarbeit und Demokratie hat Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) am Mittwochabend bei der Auftaktveranstaltung des Erinnerungsprojekts "Die Rückkehr der Namen" des Bayerischen Rundfunks (BR) hingewiesen. Hinter den 1000 Biografien, die am 11. April von 1000 Patinnen und Paten im Stadtbild sichtbar gemacht würden, stünden nicht anonyme Nummern, sondern "Menschen, die in München gelebt haben, die Nachbarn, die Freunde waren", sagte Aigner im Münchner Volkstheater. Ihnen durch die Aktion ihre Namen und Lebensgeschichten zurückzugeben, habe viel mit Menschenwürde zu tun.

Der Holocaust-Überlebende Ernst Grube sagte, dass Erinnerungsarbeit auch in einer Zeit ohne Zeitzeugen auf Gespräche angewiesen sei. Das BR-Projekt zeige, "dass es Menschen gibt, die mitmachen wollen". Er hoffe, dass durch die 1000 Namens-Paten und -Patinnen Gespräche über die Vergangenheit neu organisiert und in Schulen und Bildungseinrichtungen hineingetragen werden könnten. Schirmherrin Aigner betonte, dass man aus der Vergangenheit auch in Gegenwart und Zukunft Lehren ziehen müsse: "Die Demokratie ist damals zerbrochen, weil zu wenige Demokratinnen und Demokraten gegen das Unrecht aufgestanden sind."

Projektleiter Andreas Bönte betonte, dass die Opfer des NS-Regimes "nicht als Opfer auf die Welt gekommen sind". Deshalb müsse man alles dafür tun, damit sie nicht nur als Opfer, sondern mit ihrer ganzen Lebensgeschichte wahrgenommen würden, so der stellvertretende Programmdirektor der BR-Kultur: "Dem geben wir mit dem Projekt ein Gesicht."

"Die Rückkehr der Namen" ist auf Initiative des BR entstanden und findet in Kooperation mit der Landeshauptstadt München statt. Die Abteilung "Public History" des Kulturreferats hat dafür zu 1000 Münchnerinnen und Münchnern, die in der NS-Zeit verfolgt und ermordet wurden, Kurzbiografien erstellt. Am 11. April präsentieren 1000 Patinnen und Paten im ganzen Stadtgebiet auf eigens dafür angefertigten Tafeln "ihre" Namen an den jeweils letzten Wohnorten der Menschen und erzählen aus ihren Lebensgeschichten. Ein "Weg der Erinnerung" und eine Veranstaltung mit Musik und Performance auf dem Odeonsplatz beschließen den Projekttag.

An der Aktion beteiligen sich zwölf Schulen und über 80 Organisationen, darunter der Bayerische Landtag, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Wohlfahrtsverbände, Opfervereinigungen, Gedenkstätten, Kultureinrichtungen sowie der FC Bayern.

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