Würzburg (epd). Christinnen und Christen sollten sich nach Ansicht der Kieler Oberkirchenrätin Uta Andrée immer auf die Seite der Schwachen stellen. "Die Schwachen sind die, deren Rechte eingeschränkt sind, deren Entfaltungsmöglichkeiten und deren Sichtbarkeit verhindert werden soll", sagte die Theologin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) am Donnerstagabend in der Würzburger Marienkapelle laut Predigtmanuskript. Die katholische Laienorganisation Sant'Egidio hatte sie anlässlich der Gebetswoche für die Einheit der Christen als Predigerin in den ökumenischen Gottesdienst eingeladen.

Zu den Schwachen gehören Andrée zufolge nach dieser Überlegung auch homosexuelle oder transsexuelle Menschen. Oder die Betroffenen von sexualisierter Gewalt. Die Kirche müsse - auch und gerade mit Blick auf die am Donnerstag veröffentlichte ForuM-Studie - "Buße tun, Entschädigung und Therapien bezahlen, damit zerschundene Seelen sich befreien können". Zu den Schwachen gehörten zudem die Opfer von Rassismus, Hass und Hetze. Es sei deshalb auch gut und richtig, dass sich viele Tausend Menschen in den vergangenen Tagen und Wochen auf Demonstrationen gegen Rechts und Diskriminierung gezeigt hätten.

Die Dezernentin für Theologie, Ökumene und Diakonie der Nordkirche kritisierte auch die AfD und andere rechte Gruppierungen deutlich, ohne sie beim Namen zu nennen. "Die lautstarken Deutschlandfreunde haben alle durchschaut, haben Pläne für das Land und dabei sehen sie nichts mehr", sagte Andrée: "Der Durchblick macht überheblich." Die Liebe dagegen sei konstruktiv und sehe den Schwachen, der sich nicht wehren könne und in Angst lebe: "Wir stehen auf der Straße wegen der Schwachen und wegen der Liebe und wir stehen vor unserem Gott mit unserem Gebet um Einheit. Voller Sehnsucht nach Gottes Klarheit und Weisung."

Die Gebetswoche für die Einheit der Christen wird seit 1908 begangen. Der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen und der Ökumenische Rat der Kirchen verantworten sie gemeinsam, wobei in jedem Jahr eine ökumenische Gruppe aus einem anderen Land die Vorbereitung übernimmt. In Deutschland wird die Gebetswoche von der ACK getragen. In Würzburg lädt die Laienorganisation Sant'Egidio traditionell zu einem ökumenischen Gottesdienst ein. Regelmäßig predigen dort leitende Geistliche aus anderen Kirchen und aus anderen Regionen.

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