Nürnberg (epd). Die Erhöhung des Bürgergelds um 61 Euro auf 563 Euro zum 1. Januar sieht Peter Lysy, Leiter des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt, als "notwendige Inflationsanpassung". "Eine Hängematte sieht anders aus", sagte Lysy laut einer Mitteilung des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (kda) vom Donnerstag. Mit seinem Onlinespiel "Bürgergeld-Bingo" will der kda mit Sitz in Nürnberg zeigen, "wie knapp und lückenhaft das Existenzminimum tatsächlich immer noch ist". Nach der Erhöhung habe ein Erwachsener täglich 6,50 Euro für Lebensmittel zur Verfügung, ein Kind solle von täglich 3,90 Euro satt werden.

Beim "Bürgergeld-Bingo" (www.buergergeld-bingo.de) müssen die Spieler von 563 Euro im Monat leben und das Geld auf Ernährung, Mobilität, Kommunikation, Gesundheit und weitere Bereiche aufteilen. Das Onlinespiel hat der kda gemeinsam mit der Diakonie Deutschland, dem Evangelischen Verband Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt und dem "Armutsnetzwerk" von Menschen mit Armutserfahrung auf die Beine gestellt. Es ist als Empathie-Spiel gedacht, das sich besonders an Menschen in gesicherten Einkommensverhältnissen richtet.

"Bürgergeld-Bingo ist ein Spiel, das garantiert keinen Spaß macht", sagt Lysy. "Wer es spielt und wirklich alle Ausgaben des täglichen Lebens berücksichtigt, merkt schnell, dass man auf fast alles verzichten muss, was einem selbstverständlich vorkommt." Das Bingo solle "das Zerrbild vom bequemen Leben im Bürgergeld geraderücken". Die Anhebung gleiche bestenfalls die empfindlichen Kaufkraftverluste der letzten Jahre aus. Es blieben aber nachweislich große Lücken im Existenzminimum, sagt der Pfarrer.

"Dass Menschen ihren Job für ein Leben im Bürgergeld kündigen, wie manche behaupten, lässt sich statistisch nicht belegen", sagt Lysy. Erwerbstätige hätten durch Hinzuverdienstregeln immer mehr Geld zur Verfügung als Menschen, die nur vom Bürgergeld leben. Außerdem erhielten Bürgergeldbezieher keine Rentenansprüche, seien vollkommen vom Jobcenter abhängig, könnten sanktioniert und zu Umzügen gezwungen werden.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden