Würzburg (epd). Auf dem Weg in eine gerechtere Zukunft müssen die Kirchen nach Überzeugung des württembergischen Landesbischofs Ernst-Wilhelm Gohl bei sich selbst anfangen. "Denn auch Kirchen-Strukturen können die Gerechtigkeit hemmen", sagte Gohl am Mittwochabend bei einem ökumenischen Gottesdienst anlässlich der Gebetswoche für die Einheit der Christen in Würzburg. Der Gottesdienst in der Marienkapelle Würzburg wurde von der katholischen Laienorganisation Sant'Egidio organisiert.

Gohl sagte laut Predigtmanuskript, die Evangelische Landeskirche in Württemberg fange an "nach Wegen zu suchen, unser Gemeindeleben stärker interkulturell zu öffnen". Zudem suche man nach Lösungen, "wie die wachsende Vielfalt unserer Kirche angemessen in den Leitungsgremien abgebildet werden könnte". Konkret arbeite man gerade daran, die mit der Landeskirche verbundenen internationalen Gemeinden in die Arbeit der Landessynode - Kirchenparlament der Landeskirche - einzubeziehen, erläuterte der Bischof.

Die internationale Gebetswoche findet seit diesem Mittwoch (18.01.) bis zum 25. Januar statt. Der internationale liturgische Entwurf wurde dieses Jahr in den USA erarbeitet und steht unter dem Leitwort "Tut Gutes! Sucht das Recht!". Er legt einen Fokus auf Rassismus und die Benachteiligung marginalisierter Gruppen. Begangen wird die Woche seit 1908. Der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen und der Ökumenische Rat der Kirchen verantworten sie gemeinsam. Die Vorbereitung übernehmen jedes Jahr andere Gruppen.

Gohl erinnerte in seiner Predigt an die Herkunft des Leitwortes - es stammt aus einem Vers des Propheten Jesaja (1,17). Jesaja beklage darin, wie in einer an sich wohlhabenden Gesellschaft die Kluft zwischen Reich und Arm größer wird. Jesaja forderte die Menschen auf, sich für die damals rechtlosen Witwen und Waisen einzusetzen. Auch heute gebe es viele Menschen, "die von der Gesellschaft nur am Rande wahrgenommen werden". Kirche wende sich ihnen zu, etwa mit Vesperkirchen als "Hoffnungsorte" im Winterdunkel.

In Deutschland wird die Gebetswoche von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) getragen. Daher nehmen am Gottesdienst in der Würzburger Marienkapelle auch Vertreter verschiedener ACK-Kirchen teil. Die Gemeinschaft Sant'Egidio lädt regelmäßig prominente Prediger dazu ein.