München (epd). Mit einem "Münchner Appell" ist am Donnerstag ein zweitägiger Experten-Kongress zum Thema faire Arbeitsmigration in Europa zu Ende gegangen. Eine zentrale Forderung des Papiers sei "gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort", teilte das katholischen Osteuropa-Hilfswerk Renovabis mit. Es dürfe nicht sein, dass Arbeitende aus Osteuropa gegenüber einheimischen Kräften finanziell benachteiligt werden. "Dieser Grundsatz muss auch wirksam durchgesetzt werden", betonte Renovabis-Hauptgeschäftsführer Thomas Schwartz zum Kongress-Abschluss.

Schwartz forderte mehr Kontrollen der deutschen Behörden, um Arbeitsrechten gerade in schwierigen Branchen Geltung zu verschaffen: "Mafiöse Strukturen auf dem Arbeitsmarkt müssen strafrechtlich konsequent verfolgt werden." Dies gelte besonders für den "Grauen Pflegemarkt", wo Pflegekräfte aus Osteuropa eine "24-Stunden-Betreuung" leisten, damit Pflegebedürftige in ihren Wohnungen bleiben können. "Wir müssen uns eingestehen: Ohne diese Form der Ausbeutung von Arbeitskräften könnte sich kaum jemand häusliche Pflege rund um die Uhr leisten", heißt es im Münchner Appell.

Rund 200 Fachleute aus 20 verschiedenen Ländern hatten am Mittwoch und Donnerstag am 26. Internationalen Kongress Renovabis teilgenommen. Die Experten diskutieren hybrid - also Online und in Präsenz in München - unter dem Motto "Aufbruch in ein besseres Leben? Herausforderung faire Arbeitsmigration". Beim Kongress wurden besonders die Auswirkungen der Arbeitsmigration in den Herkunftsländern beleuchtet, hieß es. In vielen ost- und südeuropäischen Regionen habe der Wegzug junger Menschen negative Folgen - es fehlten dort Fachkräfte, die Bevölkerung überaltere.

Der Internationale Kongress Renovabis wurde 1997 erstmals veranstaltet. Er dient hauptsächlich der Information und Diskussion über wichtige Entwicklungen in Kirchen und Gesellschaften im Osten Europas.