München (epd). Grüne und FDP halten die von Sozialminiserin Ulrike Scharf (CSU) am Dienstag eröffnete Erstanlaufstelle für Opfer von Missbrauch und sexualisierter Gewalt für ungenügend ausgestattet. Dass diese Stelle nach langem Zögern endlich eingerichtet wurde, sei zwar richtig, sagte etwa die FDP-Abgeordnete Julika Sandt laut einer Mitteilung am Dienstag. Grünen-Abgeordnete Gabriele Triebel monierte, dass die Betroffenen im Vorfeld aber gar nicht gefragt worden seien, was eine solche Erstanlaufstelle denn leisten müsse.

Die neue Anlaufstelle sei daher "allenfalls ein Feigenblatt der CSU", sagte Triebel weiter. Es brauche keine Erstanlaufstelle, die Betroffene einfach weiterverweise, "sondern eigene Angebote vorhält". So würden etwa Erwachsene, deren Missbrauchserfahrung viele Jahre zurückliege, "auf einen Spießrutenlauf durch Bayern geschickt". Zudem sei die Stelle unterfinanziert. "Wenn der Beratungsbedarf steigt, ist die Einrichtung schnell am Limit", erläuterte sie. Außerdem werde das wichtige Thema Prävention "komplett vernachlässigt".

FDP-Politikerin Sandt sagte, die neue Stelle sei "kein Grund für die Ministerin, sich zu feiern". Denn in Bayern erhielten aktuell weniger als drei Prozent der Gewaltopfer überhaupt eine Entschädigung, wie sie ihnen nach dem Opferentschädigungsgesetz zustehen würde. 2021 seien in Bayern fast 17.000 Gewaltdelikte registriert worden, allerdings wurden nur 1.128 Anträge auf Opferentschädigung gestellt - damit liege Bayern weit unter dem Bundesdurchschnitt: "Offensichtlich werden die Opfer in Bayern schlechter informiert", sagte Sandt.

Erst diesen April hatte Scharf die Einrichtung der neuen Erstanlaufstelle für Betroffene von Missbrauch und sexualisierter Gewalt angekündigt. Die Betroffenen sollen erste, schnelle Hilfe erhalten und würden an Stellen im Hilfesystem aus staatlichen und nicht staatlichen Einrichtungen vermittelt. Das anonyme, niederschwellige Angebot ist telefonisch erreichbar unter 089/889889-22 sowie im Internet.

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