München (epd). Die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) wirbt bei der Organspende für eine sogenannte Widerspruchslösung, wie sie auch in anderen Ländern üblich ist. Das würde bedeuten: "Wer zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widerspricht und dies dokumentiert, gilt nach seinem Tod als potenzieller Organspender", sagte Gerlach am Mittwoch laut Mitteilung ihres Ministeriums mit Blick auf eine Internationale Tagung zur Organspende am 9. Februar in Lindau. In Deutschland gilt bislang die Entscheidungslösung - dass also nur diejenigen Organe spenden können, die sich zu Lebzeiten ausdrücklich dafür ausgesprochen haben.

Gerlach betonte, dass die Spendenbereitschaft erhöht werden müsse. Wenn die Widerspruchslösung eingeführt würde, dann müssten sich alle Bürgerinnen und Bürger mit dem Thema auseinandersetzen. "Das wäre auch eine Entlastung für die Angehörigen." Erfreulicherweise habe der Bundesrat die Bundesregierung im vergangenen Dezember dazu aufgefordert, die Widerspruchslösung ins Transplantationsgesetz einzuführen.

Auch der fachliche Leiter der Tagung, Matthias Anthuber, Direktor des Transplantationszentrums am Universitätsklinikum Augsburg, spricht sich für die Widerspruchslösung aus. Diese gelte in rund 20 europäischen Ländern und habe dort zu einem Paradigmenwechsel geführt: "Die Organspende ist die Regel, und nicht wie in Deutschland die Ausnahme." Deutschland gehöre seit Jahren zu den Ländern in Europa mit den wenigsten Organspendern. In Österreich gelte seit 30 Jahren die Widerspruchslösung, in der Schweiz soll sie nach einer Volksabstimmung voraussichtlich 2026 eingeführt werden.

Die Tagung findet auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie statt. Das bayerische Gesundheitsministerium hat die Schirmherrschaft übernommen. Teilnehmen werden Mitglieder der Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaft für Chirurgie sowie medizinische und juristische Experten aus den drei Ländern.

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