Nürnberg (epd). Wenn der evangelischen Kirche in Zukunft die Pfarrerinnen und Pfarrer ausgehen, sollen in Gemeinden und Dekanaten multiprofessionelle Teams Hand in Hand arbeiten. Pfarrstellen könnten etwa mit Diakoninnen und Diakonen oder Religionspädagogen besetzt werden. Solche Überlegungen in der Landeskirche sieht die Vorsitzende des Pfarrer- und Pfarrerinnenvereins, Corinna Hektor, kritisch. Bei der Frühjahrstagung des Verbands sagte Hektor am Dienstag in Nürnberg, berufsübergreifende Stellenbesetzungen könnten für Ärger sorgen und würden nicht helfen, den Pfarrermangel zu beheben. Wer als Religionspädagoge oder Diakon auf eine Pfarrstelle gehe, fehle anderswo. "Denn Nachwuchsmangel haben wir in allen kirchlichen Berufsgruppen."

Hektor befürchtet ein System, "das alle Beteiligten ausnutzt", wenn Teams mit drei Personen das arbeiten müssten, "was früher 15 gemacht haben". Wegen unterschiedlicher Qualifikationen und unterschiedlicher Bezahlungen werde es "Unklarheiten und Ungerechtigkeiten" geben, wenn keine klaren Regelungen getroffen würden.

Die für Personalentwicklung in der Landeskirche zuständige Kirchenrätin Susanne Parche räumte bei der Tagung ein, dass die geplanten Teams "ein großes Vulkanthema sind". Sie sieht dennoch in "multiprofessionellen Kooperationsräumen" die Voraussetzung, "um die Kirche umzubauen". Sie könnten sich regional und in die Gesellschaft hinein vernetzen. "Es macht inhaltlich Sinn und führt aus dem Einzelkämpferdasein heraus", sagte Parche.

Der Geschäftsführer des Verbands kirchlicher Mitarbeitenden (vkm), Gerd Herberg, der alle Berufsgruppen in der Landeskirche außer den Pfarrpersonen vertritt, sieht durch geplante berufsübergreifende Stellen ebenfalls Probleme auf die Gemeinden zukommen. Etwa würden Diakone, die eine Pfarrstelle annehmen, weniger verdienen, sagte er in einem Grußwort. Er forderte aber auch mehr Beachtung für Pfarramtssekretärinnen und Mesner, "die den Ärger aushalten müssen, wenn Stellen nicht besetzt sind". Der Frust sitze tief, stellte Herberg fest. Der Zusammenhalt unter den Berufsgruppen und die Kommunikation müssten besser werden.

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