München (epd). Der Münchner Rat der Religionen und die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (GcjZ) München-Regensburg haben die Entscheidung der Landeshauptstadt für das Konzert des umstrittenen Rocksängers Roger Waters kritisiert. Es sei "befremdlich und nicht nachvollziehbar", dass die für 21. Mai geplante Veranstaltung in der Olympiahalle trotz zahlreicher Proteste nicht abgesetzt worden sei, erklärten Stadtdekan Bernhard Liess und GcjZ-Vorstand Reiner Schübel in einer Mitteilung vom Dienstag. Roger Waters ist Mitgründer der Rockband Pink Floyd. Ihm werden israelfeindliche und antisemitische Äußerungen vorgeworfen.

Roger Waters sei, so die Unterzeichner, "bekannt für aggressiven und offenen Judenhass". Ein mit einem Davidstern bemalter Ballon in Form eines Schweins sei fester Bestandteil seiner Bühnenshow. Waters dämonisiere den Staat Israel, seine jüngsten Äußerungen zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine bedienten sich zudem antisemitisch gefärbter Verschwörungserzählungen. In seiner "Israelkritik" verwende Waters nachweislich doppelte Standards. "Ein solches Vorgehen ist per Definition antisemitisch", so Schübel und Liess, der den Sprecherrat des Rats der Religionen vertritt.

Die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der Rat der Religionen fordere daher die Verantwortlichen der Stadt München auf, "alle organisatorischen und juristischen Schritte zu unternehmen, um dieses unsägliche Konzert zu verhindern". Der Kampf gegen Antisemitismus und Judenhass müsse auch auf juristischer Ebene geführt und notfalls durch Gesetzesänderungen verstärkt werden. Zudem rufe man "alle Menschen guten Willens" auf, dem Konzert fernzubleiben und stattdessen geplante Gegenveranstaltungen zu besuchen.

Der Münchner Stadtrat hatte am 22. März mitgeteilt, dass es "keine rechtssichere Möglichkeit" gebe, das Konzert zu verbieten. "Ich will ihn hier nicht haben, aber wir müssen es jetzt ertragen", sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) in einer Stellungnahme.

Als "Schlag ins Gesicht für die jüdische Gemeinschaft" hatte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, diese Entscheidung bezeichnet. Die staatlichen Stellen hätten eine Chance vertan, den vielen Absichtserklärungen gegen Antisemitismus konkrete Taten folgen zu lassen. Es sei "richtig und überfällig" darüber nachzudenken, wie die rechtlichen Grundlagen so verändert werden könnten, dass die Stadt Akteuren wie Waters keine Bühne mehr bieten müsse. Hier müsse sich schnell etwas tun, "sonst steht uns das Problem bald erneut ins Haus", sagte Knobloch.

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