Herzogsägmühle (epd). Mit einer Namenslesung erinnern Schülerinnen und Schüler des Welfen-Gymnasiums Schongau am Dienstag (23. Januar) in Herzogsägmühle an NS-Verfolgte aus der Region. Die Kurzbiografien der Opfer hätten die Schüler anhand von Originaldokumenten aus dem Archiv der Diakonie Herzogsägmühle selbst recherchiert, teilte das Sozialunternehmen am Mittwoch mit. Geschäftsführer Andreas Kurz bezeichnete die Lesung als Signal gegen Ausgrenzung und Herabsetzung geflüchteter und sozial schwacher Menschen, für die sich heute "manche in offensichtlicher Geschichtsvergessenheit wieder 'sozialfürsorgerische' Behandlung und Separation in großen Sammelunterkünften vorstellen" könnten.

Das Diakoniedorf Herzogsägmühle sei in der NS-Zeit ein "Instrument einer Gesundheitspolitik des Ausmerzens" gewesen und habe als Sammel- und Verteilstation zwischen NS-Terrorapparat, Strafvollzug, Gesundheitsfürsorge und Psychiatrie gedient. Das NS-Regime habe, so Herzogsägmühle, keine im Nazi-Jargon als "soziale Minderleister" bezeichnete Personen geduldet - dazu zählten sowohl kranke als auch arme Menschen.

Zwischen 10.000 und 12.000 hilfsbedürftige Jugendliche und Erwachsene hätten in Herzogsägmühle zwischen 1934 und 1945 die sogenannten "arbeitsfürsorgerischen Maßnahmen", die im Regelfall Zwangsarbeit bedeuteten, durchlaufen. Dokumentiert seien mindestens 430 Männer, die diesen Aufenthalt nicht überlebt hätten. Aufgrund des "sehr lückenhaften" Archivs könnten allerdings nur ungefähre Angaben gemacht werden.

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